Umfrage Städteranking 2020: Diese Städte verzeichnen den höchsten Preisanstieg

Wo stehen die deutschen Großstädte in puncto Nachhaltigkeit, Wirtschaftskraft und Standortqualität? WirtschaftsWoche und ImmoScout24 haben dafür im aktuellen Städteranking 2020 alle 71 kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Im neu entwickelten Nachhaltigkeitsranking punkten Regensburg und Heidelberg sowie die Autostädte Ingolstadt und Wolfsburg. München liegt erneut im Niveauranking vorn. Im Dynamikranking stehen München, Berlin und Heilbronn an der Spitze. Newcomer Kaiserslautern ist das erste Mal im Städtetest dabei und landet im Nachhaltigkeitsranking auf Platz 13.

Metropolenvergleich – München bleibt der Dominator des Städterankings
Der Vergleich der Metropolen zeigt, dass im Niveauranking nur Berlin und Köln deutlich abfallen. Während die restlichen Metropolen in allen Teilbereichen überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen, zeigen Köln und Berlin insbesondere im Bereich „Arbeitsmarkt“ Defizite. Die Reihenfolge der Metropolen innerhalb des Niveaurankings ist unverändert. Köln konnte jedoch am meisten Plätze gut machen (+2). Berlin hat zwei und Düsseldorf einen Platz verloren. Die restlichen Metropolen haben ihren Platz gehalten.

„Immobilien erfreuen sich in der Hauptstadt einer enormen Attraktivität und Mietwohnungen sind im Vergleich zu München, Stuttgart und Frankfurt am Main noch günstig. So ist es nicht verwunderlich, dass der Immobilienmarkt und die Lebensqualität die zwei besten Teilbereiche für Berlin sind”, erläutert Ralf Weitz weiter. „Berlin ist nicht etwa Gründungshauptstadt in Deutschland, sondern Frankfurt am Main. Auf 10.000 Erwerbsfähige kommen in der Finanzmetropole 65 Gründungen. München und Düsseldorf liegen auf Platz 2 und 3. Berlin liegt bei den Unternehmensgründungen nur auf dem fünften Platz nach Hamburg.”

Im Nachhaltigkeitsindex sind die Metropolen sehr unterschiedlich verteilt. Während die zwei südlichen Top-Performer München und Stuttgart auch im Nachhaltigkeitsindex mit den Rängen 6 und 10 in der Spitzengruppe vertreten sind, landen Hamburg (Platz 18), Düsseldorf (Platz 24), Frankfurt (Platz 27) und Köln (Platz 37) im Mittelfeld. Für Berlin reicht es in punkto Nachhaltigkeit sogar nur zu Platz 59. Auch im Teilindex „Ökologie“ können die Metropolen keine Top-Platzierung verzeichnen. Beste Metropole ist hier München auf Rang 18. Dafür landet die Wiesn-Stadt auf Platz 1 im Teilbereich “Soziales”. Stuttgart nimmt mit Rang 2 den besten Platz im Teilbereich „Ökonomie” unter den Metropolen ein.

Teilranking Immobilienmarkt – Gefahr der Blasenbildung besonders hoch in Leipzig und Augsburg
Wie auch im letzten Jahr zogen die Mietpreise am stärksten in Berlin an. In den vergangenen fünf Jahren stiegen sie in der Hauptstadt um 34,2 Prozent. Dabei ist die Attraktivität für Mietwohnungen anhand der täglichen Gesuche je Objekt in der Hauptstadt enorm hoch (Platz 1). Es folgen Hamburg und Köln. In diesen Städten gibt es den stärksten Wettbewerb von Mietinteressierten um die Wohnungen.
In den süddeutschen Städten Heilbronn und Stuttgart wuchsen die Mietpreise ebenfalls mit über 30 Prozent in den letzten fünf Jahren stark an (+ 32 Prozent in Heilbronn, + 30,1 Prozent in Stuttgart).

Von 2015 bis 2020 stiegen die Kaufpreise am stärksten in Leipzig mit 85,3 Prozent, vor Augsburg mit 82,4 Prozent und Berlin mit 78,7 Prozent. In München ist eine Eigentumswohnung mit durchschnittlich 7.155 Euro pro Quadratmeter Angebotspreis am teuersten, gefolgt von Frankfurt am Main mit durchschnittlich 5.056 Euro pro Quadratmeter und Stuttgart mit 4.926 Euro pro Quadratmeter.

Hohe Kaufpreise bergen immer die Gefahr einer Blasenbildung, wenn sie stärker steigen als die Mietpreise. Mit 61,3 Prozent ist die Differenz der Kaufpreisentwicklung in Bezug auf die Mietpreisentwicklung in Leipzig am höchsten. Auch Augsburg weist mit einer Differenz von 54 Prozent einen der höchsten Werte auf. Am geringsten ist die Gefahr einer Blasenbildung in Hagen und Gelsenkirchen. Für Berlin liegt der Wert bei 44,6 Prozent. In den übrigen Metropolen ist der Unterschied der Kaufpreisentwicklung in Bezug auf die Mietpreisentwicklung geringer: Frankfurt am Main zeigt einen Indikator von 43,8, Köln von 40,0, Düsseldorf von 37,3, Stuttgart von 31,6 und München von 23 Prozent.

ERGEBNIS NIVEAURANKING 2020:
1 München
68,4
2 Ingolstadt
63,3
3 Stuttgart
62,9
4 Erlangen
61,8
5 Frankfurt am Main
60,6
6 Wolfsburg
59,9
7 Ulm
57,4
8 Regensburg
57,0
9 Hamburg
56,9
10 Darmstadt
56,5
11 Würzburg
56,3
12 Heilbronn
55,8
13 Mainz
55,6
14 Düsseldorf
55,4
15 Karlsruhe
55,1
16 Freiburg im Breisgau
54,5
17 Wiesbaden
54,2
18 Nürnberg
54,1
19 Potsdam
53,9
20 Münster
53,7
21 Bonn
53,7
22 Heidelberg
53,0
23 Fürth
53,0
24 Mannheim
52,9
25 Augsburg
52,5
26 Braunschweig
52,3
27 Köln
52,2
28 Jena
52,1
29 Hannover
51,5
30 Pforzheim
51,3
31 Oldenburg
51,1
32 Dresden
50,9
33 Offenbach am Main
50,8
34 Koblenz
50,5
35 Ludwigshafen
50,4
36 Leverkusen
50,1
37 Osnabrück
49,5
38 Berlin
49,0
39 Aachen
49,0
40 Bielefeld
48,4
41 Leipzig
48,4
42 Kassel
47,7
43 Erfurt
47,5
44 Rostock
47,3
45 Kiel
47,1
46 Bremen
46,8
47 Solingen
46,8
48 Mülheim an der Ruhr
46,4
49 Lübeck
46,3
50 Kaiserslautern
46,1
51 Remscheid
45,8
52 Trier
45,6
53 Essen
45,1
54 Wuppertal
44,7
55 Krefeld
44,4
56 Chemnitz
44,3
57 Dortmund
44,2
58 Bochum
43,8
59 Mönchengladbach
43,7
60 Saarbrücken
43,7
61 Magdeburg
43,7
62 Salzgitter
43,6
63 Halle/Saale
43,5
64 Hamm
43,2
65 Bottrop
42,7
66 Hagen
42,4
67 Oberhausen
41,7
68 Duisburg
40,4
69 Herne
39,9
70 Bremerhaven
39,3
71 Gelsenkirchen
36,1

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmoScout24 den jährlichen Großstadtvergleich aller deutschen Städte mit über 100.000 Einwohnern erhoben. Es setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen: Das Niveauranking vergleicht die Ist-Werte von 51 Einzelindikatoren, also die aktuelle Situation. Das Dynamikranking analysiert die Veränderung von 36 Indikatoren in einem Zeitraum von fünf Jahren. Zusätzlich wurde dieses Jahr erstmalig ein Nachhaltigkeitsindex erhoben, der sich an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung anlehnt. Er beinhaltet die Analyse ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit aller untersuchten Städte und umfasst 15 Einzel-Indikatoren.

red

Quelle: IW Consult / Immoscout24

Deutsche Bahn mit Rekordverlust

Nicht nur die Flugbranche ist in der Corona-Krise in arge Turbulenzen geraten. Auch auf der Schiene ist die Lage dramatisch. Denn wegen der Pandemie sind viele Züge kaum ausgelastet. Und deshalb verschärft die zweite Corona-Welle die wirtschaftlichen Probleme der Deutschen Bahn.

Nach Informationen der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” steuert der bundeseigene Konzern 2020 auf einen Rekordverlust von 5,6 Milliarden Euro zu. Das geht aus den Unterlagen für die Aufsichtsratssitzung am 9. Dezember 2020 hervor, die dem Blatt vorliegen.

Zum Halbjahr hatte die Bahn ein Minus von 3,7 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Fernzüge seien derzeit im Schnitt nur noch zu 20 Prozent ausgelastet, die Regionalzüge zu 55 bis 60 Prozent, heißt es in dem Bericht.

Um die Verluste auszugleichen, hat die Bundesregierung der Bahn im Konjunkturpaket vom Juni 2020 eine Aufstockung des Eigenkapitals um fünf Milliarden Euro zugesagt. Bis 2024 rechnet das Unternehmen mit Einbußen zwischen elf und im schlechteren Fall sogar von 13,5 Milliarden Euro.

Ralf Loweg / glp

Wirtschaft erholt sich stärker als erwartet

Silberstreif am Horizont: Die deutsche Wirtschaft hat sich im Sommerquartal 2020 stärker vom Corona-Absturz erholt als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs von Juli bis September fast im Rekordtempo um 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die bisherige Schätzung der Statistiker hatte bei 8,2 Prozent gelegen.

Im Frühjahr war Europas größte Volkswirtschaft noch mit 9,8 Prozent so stark eingebrochen wie nie, da viele Geschäfte wegen der Pandemie geschlossen blieben und Lieferketten gestört wurden.

Doch im Sommer gelang der Wirtschaft eine rasante Aufholjagd. Die Verbraucher steigerten ihre Ausgaben massiv um 10,8 Prozent zum Vorquartal, der Staat erhöhte seinen Konsum um 0,8 Prozent. Unternehmen investierten 16 Prozent mehr in Maschinen und Anlagen. Schwung kam auch vom Außenhandel. Denn die Exporte kletterten um 18,1 Prozent und damit stärker als die Importe mit 9,1 Prozent.

Ralf Loweg / glp

Bei der Mülltrennung hapert es noch

Die Müllberge wachsen – und das weltweit. Da helfen gute Vorsätzen allein längst nicht mehr, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Rund 80 Prozent der Deutschen wollen mit einer besseren Mülltrennung aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Das klingt schön, sieht aber im Alltag leider oft ganz anders aus. Denn viele Verbraucher brauchen noch Nachhilfe in Sachen Mülltrennung.

Zwar kennt sich ein Großteil der Bevölkerung zumindest grundlegend aus, fast 60 Prozent fehlt es jedoch noch an Detailwissen über die richtige Trennung von Verpackungen, Restmüll, Papier und Glas. Diese und weitere Ergebnisse einer aktuellen Online-Befragung der Kantar GmbH im Auftrag der dualen Systeme zeigen: Die Bereitschaft der Deutschen mit Mülltrennung einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten ist hoch – ebenso wie das Informationsbedürfnis.

Wer sich mit Mülltrennung nicht genau auskennt, macht Fehler: Durchschnittlich 30 Prozent falsch entsorgter Abfall im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne erschweren oder verhindern das Recycling wertvoller Rohstoffe.

An Motivation fehlt es den Deutschen jedenfalls nicht: 43 Prozent der Befragten würden auf jeden Fall und weitere 36,9 Prozent vielleicht ihren Abfall häufiger richtig trennen, wenn ihnen die Wege und der Nutzen von Recycling besser erklärt würden. Aus diesem Grund klären die dualen Systeme mit ihrer Kampagne “Mülltrennung wirkt” bundesweit über richtige Mülltrennung und Recycling auf.

Ralf Loweg / glp

Immer mit Vorsicht spenden

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist nahezu ungebrochen. Vor allem kurz vor Weihnachten appellieren viele Organisationen an das gute Gewissen der Menschen. Doch dabei ist Vorsicht geboten. Denn auf dem Spendenmarkt tummeln sich auch Schwarze Schafe.

Spendenorganisationen verschleiern oft, wieviel Geld sie wirklich in die von ihnen beworbenen Projekte abführen und welche Summen in die Verwaltung fließen. Der rbb hat jetzt stichprobenartig getestet, wie transparent Spendenorganisationen sind, wenn man ihnen eine größere Geldsumme in Aussicht stellt.

So gab zum Beispiel der Parkinson Fonds Deutschland auf telefonische Nachfrage keine Auskunft, welche Projekte bereits gefördert wurden und verweigerte die Einsicht in einen Geschäftsbericht. Außerdem wurde der Anruferin versichert, dass der Parkinson Fonds über ein Spendensiegel verfügte, obwohl das laut dem Zentralinstitut für soziale Frage (DZI), das Spendensiegel vergibt, zu keinem Zeitpunkt der Fall war.

Gegenüber dem Verbrauchermagazin SUPER.MARKT kritisiert DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke “Wir haben für das Jahr 2017 festgestellt, dass die Gesellschaft offenbar überschuldet ist. Wir halten den Parkinson Fond Deutschland für nicht förderungswürdig.”

Spendensammler sind per Gesetz nicht verpflichtet, über die Verwendung der Gelder öffentlich Rechenschaft abzulegen. Nur drei Bundesländer haben noch ein Sammlungsgesetz. Deshalb sind die Verbraucher darauf angewiesen, selbst zu prüfen, wem sie ihr Geld anvertrauen.

Vor allem, wenn mehr als 30 Prozent der gesammelten Spenden in die Verwaltung fließen, sollte man vorsichtig mit seinen Zuwendungen sein. So gab 2018 die Tierschutz-Stiftung VIER PFOTEN allein 59 Prozent der eingesammelten Spenden für Werbung und Verwaltung aus. Das DZI rät deshalb besonders zur Weihnachtszeit, Spenden auf ein oder zwei vertrauenswürdige Organisationen zu konzentrieren.

Ralf Loweg / glp

Einzelhandel: Keine Mietminderung wegen Corona

Die staatlich verordnete Schließung eines Einzelhandelsgeschäfts im Zuge der Corona-Pandemie ist kein Mangel der Mietsache und rechtfertigt keine Mietminderung. Der Mieter kann auch nicht wegen einer Störung der Geschäftsgrundlage eine Vertragsanpassung und eine Reduzierung der Miete verlangen. So entschied jetzt laut der ARAG Experten das Amtsgericht Frankfurt am Main.

Der Mieter betreibt in Deutschland Tausende von Textil-Geschäften und wollte wegen der Corona-bedingten Schließung der Frankfurter Filiale im April 2020 die Miete von gut 6.100 Euro für sein Frankfurter Geschäft nicht zahlen. Er war der Ansicht, für die Zeit der Schließung nicht dazu verpflichtet zu sein, heißt es in den Gerichtsakten.

Doch die Richter machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Denn: Die Gebrauchsbeschränkungen durch die Schließungs-Anordnung seien nur dann ein Mangel, “wenn sie unmittelbar mit der konkreten Beschaffenheit, dem Zustand oder der Lage der konkreten Mietsache in Zusammenhang stehen”. Alle Maßnahmen, die nur den geschäftlichen Erfolg des Mieters beeinträchtigen würden, seien dagegen dessen alleiniges Risiko.

Der Vermieter muss laut der Richter die Mietsache in einem Zustand zu erhalten, der seinem Mieter die vertraglich vorgesehene Nutzung ermöglicht. Das Verwendungsrisiko trägt dagegen der Mieter allein (Az.: 2-15 O 23/20).

Rudolf Huber / glp

Trotz Krise: Die Deutschen zahlen pünktlich

Die Diskussion um die Krise ist allgegenwärtig – doch die Stimmungslage der Deutschen hat sich seit dem September 2020 deutlich aufgehellt. Das geht aus dem aktuellen Schufa Risiko- und Kredit-Kompass hervor.

Eine Erkenntnis aus dem Zahlenwerk: Trotz Corona-Krise zahlen die Menschen in Deutschland ihre Rechnungen und Kredite pünktlich zurück. Das hängt auch damit zusammen, dass fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten angeben, das eigene Haushaltseinkommen sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht durch die Corona-Pandemie betroffen.

Der eigene Arbeitsplatz wird von 84 Prozent als “sehr sicher” beziehungsweise “eher sicher” eingeschätzt. Von den befragten Verbrauchern glauben 83 Prozent, dass sich mit dem Impfstoff die wirtschaftliche Gesamtsituation verbessern wird und fast die Hälfte nimmt das auch von ihrer persönlichen finanziellen Lage an.

“Bei den Unternehmen ist das durchschnittliche Gesamtbild ebenfalls überraschend positiv”, heißt es bei der Schufa: Erhöhte Zahlungsausfälle und Insolvenzen seien nicht festzustellen. In der Corona-Pandemie habe sich die vertragsgemäße Bedienung von Krediten durch Gewerbetreibende, Freiberufler oder eingetragene Kaufleute bisher nicht verändert.

Rudolf Huber / glp

Corona-Krise: Schere zwischen Arm und Reich wird in Deutschland größer

Der Abstand zwischen hohen und niedrigen Einkommen in Deutschland wird durch die Corona-Pandemie weiter wachsen. Denn Erwerbspersonen mit schon vorher niedrigen Einkommen sind im bisherigen Verlauf der Corona-Krise fast doppelt so häufig von Einbußen betroffen wie Menschen mit hohen Einkommen – und sie haben zudem relativ am stärksten an Einkommen verloren. Damit verschärft sich ein Trend, der auch die wirtschaftlich starken 2010er-Jahre gekennzeichnet hat. Zu diesem Fazit kommt zumindest das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in seinem aktuellen Verteilungsbericht

Die 20 Prozent der Haushalte mit den geringsten Einkünften blieben von einer insgesamt recht positiven Einkommensentwicklung weitgehend abgekoppelt. So lagen im finanziell „untersten“ Zehntel der deutschen Haushalte die mittleren Nettoeinkommen real im Jahr 2017, dem aktuellsten, für das derzeit Daten vorliegen, noch um knapp drei Prozentpunkte unter dem Niveau von 2010. Im 2. Dezil gab es nur einen geringfügigen Zuwachs um inflationsbereinigt knapp drei Prozentpunkte. Dagegen legten die mittleren realen Nettoeinkommen der Haushalte im „obersten“ Zehntel der Einkommensverteilung im gleichen Zeitraum um knapp acht Prozentpunkte zu. Auch die mittlere Einkommensgruppe (5. Dezil) konnte während des langen wirtschaftlichen Aufschwungs spürbare Zuwächse verzeichnen – um insgesamt gut sieben Prozentpunkte zwischen 2010 und 2017, heißt es in dem Bericht.

In der Corona-Krise dürfte nach den bislang vorliegenden Daten aber auch zumindest ein Teil der mittleren Einkommen zurückfallen und dadurch die Ungleichheit auf allen Ebenen wieder wachsen – wenn nicht Schutzmechanismen schnell weiter gestärkt werden. Dazu zählen unter anderem ein höheres Kurzarbeitergeld und eine längere Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld I über 2020 hinaus bis zum Ende der Krise, heißt es im Verteilungsbericht des Instituts.

„Deutschland ist bislang besser durch die Krise gekommen als viele andere Länder. Trotzdem gilt auch bei uns: Menschen, die zuvor schon wenig hatten, sind besonders oft und besonders hart von wirtschaftlichen Verlusten betroffen. Denn sie arbeiten oft an den Rändern des Arbeitsmarktes. Dort werden sie nur unzureichend durch Schutzmechanismen in den Sozialversicherungen oder durch Tarifverträge erfasst, die viele Beschäftigte im mittleren Einkommensbereich bisher recht effektiv vor drastischen Einkommenseinbußen bewahrt haben“, fasst Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, wesentliche Ergebnisse der Studie zusammen. „Ob wir es schaffen, die Pandemie ohne tiefe gesellschaftliche Risse zu überstehen, wird daher wesentlich von zwei Faktoren abhängen“, so Kohlrausch: „Erstens müssen soziale Sicherung und Kollektivverträge gestärkt werden. Die Krise zeigt, dass sie Aktivposten unserer sozialen Marktwirtschaft sind. Zweitens müssen Haushalte mit geringeren Einkommen besser als bisher gegen noch größere Einbußen geschützt werden.“ Gelinge das nicht, könnte das auch die Identifikation erheblicher Teile der Bevölkerung mit der Demokratie in Deutschland schädigen, warnt die Soziologin. „Wir sehen in unserer Forschung deutlich: Menschen, die durch Einkommensverluste belastet sind, beurteilen die politische und soziale Situation im Land deutlich kritischer. Und sie zeigen sich im Durchschnitt sogar empfänglicher für Verschwörungsmythen zur Pandemie“, erklärt Ko-Autor Dr. Andreas Hövermann.

Haushalte mit niedrigen Einkommen leiden in der Corona-Krise besonders stark, auch einige mittlere fallen zurück

Im bisherigen Verlauf der Corona-Krise hat sich der Rückstand der niedrigen Einkommen nach den Daten der Erwerbspersonenbefragung noch verschärft. Und diesmal fallen auch Haushalte im „unteren“ Bereich der mittleren Einkommensgruppen gegenüber jenen mit hohen Einkommen zurück. Der Trend zeigt sich in gleich zwei Dimensionen: Je niedriger ihr Einkommen schon vor der Krise war, desto häufiger haben Befragte im Zuge der Pandemie an Einkommen eingebüßt. Zudem steigt mit abnehmender Einkommenshöhe der Anteil, um den sich das Einkommen reduziert hat: Wer weniger hatte, hat also relativ auch noch besonders viel verloren.

Konkret haben im Durchschnitt aller Befragten bis Juni knapp 32 Prozent Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. In den beiden Gruppen mit niedrigen Haushaltseinkommen unter 1500 Euro netto monatlich lag der Anteil aber deutlich über 40 Prozent. In der „untersten“ der mittleren Einkommensgruppen, die zuvor 1500 bis 2000 Euro netto hatte, waren knapp 37 Prozent betroffen. In den Gruppen zwischen 2000 und 4500 Euro monatlichem Haushaltsnetto lag der Anteil mit Verlusten bei gut 31 Prozent. Von den Befragten mit hohen Haushaltsnettoeinkommen über 4500 Euro berichteten dagegen lediglich rund 26 Prozent über Einbußen. Schaut man auf das Beschäftigungs- und Sozialprofil der Befragten mit Verlusten, waren neben Selbständigen vor allem prekär Beschäftigte wie Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen und Minijobber und Minijobberinnen besonders oft betroffen. Stärker verbreitet waren Einkommensverluste auch bei Menschen mit Migrationshintergrund und mit Kindern.

Auch bei der Höhe der Ausfälle zeigt sich der Zusammenhang mit dem Einkommen. Das wird besonders deutlich, wenn man lediglich die Befragten vergleicht, die von Einkommensverlusten berichtet haben. Von diesen Befragten  hatten in Haushalten mit mehr als 2600 Euro Monatsnetto rund 30 Prozent Einbußen von mehr als einem Viertel ihres Einkommens. Dagegen büßten in der Gruppe mit maximal 2000 Euro Haushaltsnetto im Fall von Verlusten immerhin knapp 50 Prozent mindestens ein Viertel ein.  Noch größere Verluste kamen vor allem bei  Niedrigeinkommen unter 900 Euro vor: Dort erlitten knapp 20 Prozent sogar Einbußen von mehr als der Hälfte ihres Einkommens.

Als wichtige Gründe für spürbare Einkommenseinbußen identifiziert das WSI neben dem Verlust von Umsätzen bei Selbständigen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes, der bislang vor allem prekär Beschäftigte betraf, Kurzarbeit. Diese sichert in der Krise zwar zahlreiche Jobs, kann für betroffene Beschäftigte aber empfindliche Einbußen bedeuten. Wie Vorläuferstudien des WSI zeigen, sind Beschäftigte mit Niedrigeinkommen davon besonders häufig betroffen. „Gleichzeitig zeigt der detaillierte Blick auf die Daten, dass auch in dieser extrem schweren Krise sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Normalarbeitsverhältnis in Kombination mit Tarifbindung und betrieblicher Mitbestimmung Einkommensverluste verhindern oder zumindest begrenzen kann“, sagt WSI-Direktorin Kohlrausch. Das unterstrichen weitere Daten aus der Erwerbspersonenbefragung: So erhielten im Fall von Kurzarbeit im Durchschnitt 58 Prozent der Beschäftigten, die nach einem Tarifvertrag bezahlt wurden, eine Aufstockung. In Unternehmen ohne Tarifbindung waren es hingegen lediglich 34 Prozent. Ähnlich groß fiel der Vorsprung in Betrieben mit Betriebs- oder Personalrat aus. „Menschen mit Niedrigeinkommen arbeiten seltener in tarifgebundenen, mitbestimmten Betrieben, sie haben also eine geringere Chance auf Aufstockungen. Und nur mit dem gesetzlichen Kurzarbeitergeld landen Niedrigverdienerinnen und Niedrigverdiener schnell unterhalb des Existenzminimums“, erklärt Zucco.

Entwicklung in den 2010er Jahren: Haushalte mit niedrigen Einkommen fallen zurück, mittlere Gruppe kann mithalten

Im Vergleich der Industrieländer liegt die Ungleichheit der Einkommen in Deutschland auf einem mittleren Niveau, doch sind sie aktuell deutlich ungleicher verteilt als noch in den 1990er Jahren. Das liegt vor allem an einem kräftigen Anstieg der Ungleichheit rund um die Jahrtausendwende als sich lediglich höhere Einkommen stark entwickelten, während mittlere und insbesondere niedrigere zurückblieben. Der Gini-Koeffizient stieg zwischen 1999 und 2005 von knapp 0,25 auf 0,289 – eine für diesen kurzen Zeitraum auch im internationalen Vergleich starke Zunahme. Darauf folgte eine kurze Phase, in der die Ungleichheit der Einkommen auf dem erhöhten Niveau stagnierte und dann etwas zurückging. In den 2010er Jahren kletterte der Gini-Wert zunächst auf einen neuen Höchstwert: 2013 erreichte er 0,294, das ist die größte seit Einführung des SOEP gemessene Einkommensungleichheit in Deutschland. Im derzeit aktuellsten Jahr 2017 betrug der Gini erneut 0,289. „Das ist immer noch deutlich höher als zu Beginn des Jahrzehnts“, betont Verteilungsforscherin Zucco.

Dass die Ungleichheit gegenüber dem Höchststand 2013 bis 2017 leicht gesunken ist, lässt sich nach der WSI-Analyse wesentlich auf die solide Entwicklung der mittleren Einkommen zurückführen. Das macht der Dezilvergleich deutlich: Die realen Einkommen in der Mitte der Verteilung (5. Dezil) blieben im Gesamtzeitraum 2010 bis 2017 prozentual kaum hinter dem „obersten“ (10.) Dezil zurück, weil sie sich in der zweiten Hälfte recht kräftig entwickelten. Dagegen nahmen die Einkommen in der „zweituntersten“ Gruppe (Dezil 2) kaum zu, die Einkommen im ersten Dezil blieben sogar unter dem Niveau von 2010.

Parallel lag 2017 der Anteil der Haushalte in Deutschland, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte zur Verfügung haben und deshalb nach gängiger wissenschaftlicher Definition als einkommensarm gelten, mit 16 Prozent um zwei Prozentpunkte höher als 2010. Überproportional von Armut betroffen waren 2017 unter anderem Alleinerziehende, Arbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund und Ostdeutsche. Dagegen hatten etwa Personen mit Hochschulabschluss, Selbständige, Beamte und Angestellte ein deutlich unterdurchschnittliches Armutsrisiko.

Daten aus zwei großen Panel-Befragungen

In der neuen Studie analysieren Kohlrausch, Hövermann und die Verteilungsexpertin Dr. Aline Zucco die Einkommensentwicklung anhand der aktuellsten vorliegenden Daten. Für das Jahr 2020 arbeitet das Forschungsteam mit der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Dafür wurden mehr als 6300 Erwerbstätige und Arbeitssuchende im April und ein zweites Mal im Juni befragt. Die Online-Umfrage bildet die Erwerbspersonen in Deutschland im Hinblick auf die Merkmale Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland repräsentativ ab. Die Entwicklung der Einkommensverteilung in den 2010er Jahren untersuchen die ForscherInnen anhand des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Diese repräsentative jährliche Wiederholungsbefragung in rund 16.000 Haushalten liefert detaillierte Einkommensdaten für weite Teile der Bevölkerung. Allerdings sind sehr hohe Einkommen tendenziell untererfasst und die Datenreihe reicht aktuell lediglich bis 2017. Das SOEP weist das sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen von Haushalten aus, so dass Haushalte unterschiedlicher Größe vergleichbar sind. Der Vergleichbarkeit halber wurde für den Verteilungsbericht auch bei der Erwerbspersonenbefragung das Netto-Haushaltseinkommen ausgewertet.

red

Corona-Statistik: Mehr Desinfektionsmittel, weniger Toilettenpapier

 Hamsterkäufe und tatsächlich erhöhter Bedarf haben seit dem Beginn der Corona-Krise die Nachfrage nach bestimmten Hygiene- und Alltagsartikeln zeitweise deutlich ansteigen lassen. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) im Rahmen einer Sonderauswertung festgestellt.

“So lag etwa die Produktion von Desinfektionsmitteln im Durchschnitt von Januar bis September 2020 um 80 Prozent über der des Vorjahreszeitraums”, heißt es bei der Behörde. Die Unternehmen in Deutschland mit 50 und mehr Beschäftigten hätten schon mit Ausbruch der Corona-Pandemie auf die veränderte Nachfrage reagiert: Während die Produktion von Desinfektionsmittel im Januar 2020 bereits 29 Prozent über dem Vorjahresmonat lag, erreichte sie im April den bisherigen Jahreshöhepunkt: mit 14.800 Tonnen Wirkstoffgewicht wurde 161 Prozent mehr produziert als im Vorjahresmonat mit rund 5.700 Tonnen.

Deutliche Zuwächse gibt es auch bei den Teigwaren. Im März 2020 wurden mit gut 36.600 Tonnen 72 Prozent mehr Nudeln produziert als im Vormonat. Von Januar bis September 2020 lag die Produktion im Schnitt um 20 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.

Anders verläuft die Entwicklung beim Toilettenpapier, das anfangs zur heißbegehrten Mangelware wurde. So wurden im März und April 2020 zwar 17 und zwölf Prozent mehr Toilettenpapier produziert als in den Vorjahresmonaten. Insgesamt war die Menge des produzierten Hygieneprodukts von Januar bis September 2020 mit 85.300 Tonnen jedoch leicht rückläufig – viele Konsumenten konnten offenbar lange aus üppigen Reserven schöpfen.

Rudolf Huber / glp

Was am Black Friday am gefragtesten ist

Mode- und Elektronikhändler profitieren am meisten von den umsatzstarken Tagen vom Black Friday bis zum Cyber Monday. 3,1 Milliarden Euro gaben die Verbraucher im Jahr 2019 aus. Setzt sich das durchschnittliche Wachstum der letzten Jahre fort, sind es diesmal schon 4,2 Milliarden Euro.

Laut einer Analyse des Verbraucherforums mydealz interessierte sich gut jeder dritte Wochenend-Einkäufer (34,65 Prozent) für Elektronikartikel wie Fernseher, Smartphones, Notebooks, Kopfhörer oder Smart-Home-Zubehör. Mode folgte mit 15,68 Prozent auf Rang zwei der populärsten Warengruppen. Auf dem Plätzen folgten Videospiele und Spielkonsolen (13,67 Prozent), Möbel und Haushaltsartikel (6,40 Prozent) sowie Lebensmittel (3,22 Prozent).

Zubehör fürs Auto oder Motorrad ist laut der Studie ganz offensichtlich kein klassisches Black-Friday-Produkt: Gerade mal 0,51 Prozent der Verbraucher interessierten sich 2018 und 2019 für diesen Bereich.

Rudolf Huber / glp