Grüne geben grünes Licht: AKW-Reservebetrieb bis Mitte April

Der Grünen-Parteitag hat sich hinter die Parteiführung gestellt und mit breiter Mehrheit für einen Antrag des Bundesvorstandes mit dem Titel “Sichere Energieversorgung für den Winter” gestimmt. Darin wird auch ein Reservebetrieb von Atomkraftwerken über den 31. Dezember hinaus gebilligt, durch einen von von Jürgen Trittin beworbenen Änderungsantrag wurde lediglich noch eine Limitierung auf den 15. April 2023 eingefügt. Das engt den Handlungsspielraum der Grünen-Spitze in der Ampel-Koalition ein, insbesondere die FDP fordert einen längeren Betrieb von Atomkraftwerken.

In der Debatte auf der Grünen-Bundesdelegiertenkonferenz hatten einige Delegierte an die Ursprünge der Partei erinnert und sich vehement gegen jeden Weiterbetrieb im nächsten Jahr gewandt, insgesamt verlief der Schlagabtausch aber weit weniger aufgeregt als erwartet. Ein Geschäftsordnungsantrag aus der Grünen Jugend, nicht per Handzeichen sondern elektronisch abzustimmen, wurde von Claudia Roth in einer offenbar vorbereiteten Gegenrede kritisiert und schließlich auch abgeschmettert – am Ende gab es eine sehr große Mehrheit für die Linie der Parteiführung.

red

Fachkräftemangel an Flughäfen: Nur 91 Visa-Anträge von Hilfskräften

Bisher haben nicht einmal hundert Menschen aus dem Ausland einen Visa-Antrag zur Arbeit an deutschen Flughäfen gestellt, obwohl ursprünglich die Anwerbung von 2.000 Hilfskräften geplant war. “Nach unseren Erkenntnissen wurden in diesem Zusammenhang bisher 91 Visa-Anträge an den Auslandsvertretungen gestellt”, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. Wie viele Antragsteller, respektive türkische Hilfskräfte, tatsächlich von ihrem Visum Gebrauch gemacht hätten und eingereist seien, könne man nicht sagen, hieß es weiter.

Die Bundesregierung hatte im Juni 2022, als es in den Sommerferien zu stundenlangen Wartezeiten bei der Bodenabfertigung an Flughäfen in Deutschland gekommen war, die kurzfristige Anwerbung von Hilfskräften aus der Türkei ermöglicht.

red

Globale Autoproduktion bleibt bis 2025 schwächer als erwartet

  Boston – Die weltweite Automobilproduktion wird bis zum Jahr 2025 deutlich unter ihrem bisherigen Spitzenwert von 95 Millionen Fahrzeugen (2017) bleiben. Das zeigt eine Prognose der Boston Consulting Group (BCG), über die die “Welt am Sonntag” berichtet. Anders als bisher vorausgesagt, erwarten die Berater für die kommenden Jahre einen geringeren Anstieg der Produktion auf 88 Millionen Pkw im Jahr 2025.

Für das laufende Jahr sagt BCG eine Pkw-Produktion von 79 Millionen Fahrzeugen voraus, 83 Millionen sollen es demnach im Jahr 2023 werden. “Langfristig gehen wir davon aus, dass sich der Markt wieder erholt. Aber die Entwicklung wird je nach Hersteller sehr unterschiedlich ausfallen”, sagte Albert Waas, Partner bei BCG, dem Bericht zufolge.

Erstmals seit Ende 2020 ist im vergangenen Quartal der Nachfrage-Überschuss auf dem Automobilmarkt gesunken. Den Beratern zufolge wird er bis Anfang 2024 auf null fallen. Zuletzt wurden 2,5 Millionen Pkw mehr nachgefragt, als die Hersteller angesichts der knappen Halbleiter bauen konnten.

Im ersten Halbjahr 2022 waren es laut BCG sogar noch 3,5 Millionen. “Noch haben alle Autohersteller den Luxus voller Auftragsbücher, die es abzuarbeiten gilt. Aber in sechs bis zwölf Monaten wird die schwächere Nachfrage in Europa eine echte Herausforderung”, sagte Waas.

red

Gasspeicher-Betreiber kritisieren Beschaffung durch Bundesregierung

Trotz der Erfolge beim Aufbau einer Erdgas-Reserve für den Winter sieht der Verband der Gasspeicher-Betreiber die Beschaffungsstrategie der Bundesregierung kritisch und warnt vor hohen Verlusten, die am Ende von allen Gaskunden getragen werden müssten. Zwar lasse sich vor dem Hintergrund der aktuell hohen Füllstände festhalten, dass für den Winter sehr gut vorgesorgt wurde, sagte Sebastian Bleschke, Geschäftsführer der “Initiative Energien Speichern” (INES), dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Samstagausgaben); Er fügte aber hinzu: “Maßnahmen, die unter hohem Zeitdruck beschlossen wurden, sollten im Nachhinein nochmal einer umfassenden Prüfung unterzogen werden.” Aus Bleschkes Sicht sind zwei Sachen grundlegend schief gelaufen: “Zum einen waren die Vorgaben für die Speichernutzer weniger wirksam als gehofft.”

Deshalb habe die “Trading Hub Europe” (THE) in erheblichem Umfang Gas außerhalb des Marktes einspeichern müssen, damit die Füllstandsziele erreicht werden. Zum anderen kritisiert Bleschke, dass sich die Gaseinkäufer der Bundesregierung nicht gegen fallende Preise abgesichert hätten. “THE ist ein enormes Marktrisiko eingegangen, weil die gespeicherten Mengen noch nicht am Terminmarkt veräußert wurden”, sagt der Experte.

“Fällt der Preis könnte dies zu erheblichen Verlusten bei THE führen, die mit der Speicherumlage von den Gaskunden bezahlt werden müssten”, so der INES-Geschäftsführer. Diese neue Umlage macht derzeit knapp 0,06 Cent pro Kilowattstunde aus. THE ist ein Gemeinschaftsunternehmen von elf Ferngasnetzbetreibern, das als sogenannter Marktgebietsverantwortlicher von der Bundesregierung mit der Aufgabe betraut wurde, die Füllstandsziele zu erreichen.

Das Unternehmen hat deshalb in den vergangenen Monaten große Kontingente gekauft und in den Speichern mit dem Ziel der Versorgungssicherheit eingelagert. Der Staat müsse sich die Frage stellen, so Bleschke, ob THE tatsächlich selbst Gas beschaffen und speichern sollte, um ein Erreichen der Füllstandsziele sicherzustellen. Er schlägt ein anderes Vorgehen vor: “Alternativ könnte THE die mit dem Gasspeichergesetz eingeführten Strategic Storage Based Options (SSBO) stärker nutzen, um diese Aufgabe Marktakteuren zu übertragen, die das seit Jahrzehnten machen und über eine entsprechend größere Erfahrung mit dem Gashandel verfügen.”

Bei den “Strategic Storage Based Options” kauft THE das Gas nicht selbst, sondern schreibt Speicherkontingente aus. Anbieter, die zum Zuge kommen, müssen dann die Einspeicherung zu einem Stichtag gewährleisten und zudem jederzeit eine Teilmenge des Gases zum Abruf durch THE bereithalten. THE ist Anfang Oktober in den Terminmarkt eingestiegen, um auch Gas verkaufen zu können.

Eine THE-Sprecherin teilte auf Anfrage mit: “Wir veräußern zum jeweiligen Marktpreis gemäß Marktsituation, dieser kann von den Einkaufspreisen abweichen.” Erste Geschäfte im Terminmarkt seien durchgeführt worden. “Die Vorgehensweise wird kontinuierlich eng mit den zuständigen Behörden abgestimmt”, so die Sprecherin.

red

Deutschlands Gasspeicher zu 95 Prozent gefüllt

Die Gasspeicher in Deutschland füllen sich weiter und haben eine eigentlich für November angestrebte Zielmarke überschritten. Bereits Stand Mittwochabend waren die Reservoirs zu 95,14 Prozent gefüllt, und damit 0,17 Prozent mehr als am Vortag, wie aus Daten des Verbandes europäischer Gas-Infrastrukturbetreiber vom Donnerstagabend hervorgeht. Der größte deutsche Gasspeicher in Rehden weist dabei einen Füllstand von 83,74 Prozent aus (+0,50 Prozent gegenüber Vortag).

Die Bundesregierung strebte für Anfang November einen bundesweit durchschnittlichen Füllstand von 95 Prozent an, um durch den Winter zu kommen – das ist nun also schon erreicht. In Österreich lag der Speicherstand unterdessen landesweit bei 85,04 Prozent (+0,35 Prozent), darunter ist auch der Speicher Haidach bei Salzburg, der bislang nur an das deutsche Gasnetz angeschlossen ist und für Bayern eine große Bedeutung hat mit einem Füllstand von 84,42 Prozent (+0,45 Prozent). EU-weit wird ein Speicherstand von 91,64 (+0,12 Prozent) ausgewiesen, wie die Daten vom Donnerstagabend weiter zeigen.

red

Städte- und Gemeindebund fordert Reaktivierung alter Bahnstrecken

Der Städte- und Gemeindebund hat nach der Bund-Länder-Einigung auf ein 49-Euro-Ticket den Ausbau der Nahverkehrsnetze sowie die Reaktivierung alter Bahnstrecken mithilfe höherer Regionalisierungsmittel gefordert. “Die wirkliche Verkehrswende schaffen wir nur, wenn wir über Jahrzehnte nachhaltig in den flächendeckenden Ausbau von Bussen und Bahnen investieren und auch alte Bahnsteigstrecken reaktivieren”, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. Die Umsetzung dauere derzeit viel zu lange und müsse deutlich beschleunigt werden.

“Dazu müssen die Regionalisierungsmittel dauerhaft erhöht und dynamisiert werden”, so Landsberg. Mit Blick auf das 49-Euro-Ticket forderte er die Ministerpräsidenten auf, die Finanzierungsfragen zu klären. “Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder, bei denen nun der Spielball liegt, müssen nun schnell ihren Finanzierungsbeitrag klären”, sagte Landsberg weiter.

“Der Bund muss darüber hinaus aber zusätzliche Mittel zum Ausgleich der Corona-bedingten Verluste sowie der gestiegenen Energiepreise für den ÖPNV zur Verfügung stellen.” Andernfalls könne eine Ausdünnung der Angebote drohen. Die Allianz pro Schiene drängte ebenfalls auf eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel.

“Wir brauchen jetzt den politischen Willen aller Beteiligten, den Knoten zu durchschlagen”, sagte Geschäftsführer Dirk Flege. Notwendig seien eine gesicherte Finanzierung für ein bundesweites Nahverkehrsticket und eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel für mehr Busse und Bahnen sowie dichtere Takte.

red

Heil verteidigt Bürgergeld: “Existenzielle Sicherung für Menschen in Not”

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat die Pläne der Bundesregierung, aus der Grundsicherung das sogenannte “Bürgergeld” zu machen, gegen Kritik verteidigt. “Das Bürgergeld ist kein bedingungsloses Grundeinkommen”, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in der ersten Bundestagsdebatte zu dem Vorhaben. Es handele sich um eine “existenzielle Sicherung für Menschen in Not”.

Menschen, die auf Hilfe angewiesen seien, sollten sich nicht schämen, diese auch in Anspruch zu nehmen. Mit dem “Bürgergeld” wolle man ein System schaffen, in dem nicht alle Menschen in Not unter den “Generalverdacht” gestellt würden, zum Arbeit “zu faul” zu sein, so Heil. Für “ganz hartnäckige Fälle” seien aber weiterhin “Leistungsminderungen” vorgesehen, bekräftigte der Minister.

Das Kabinett hatte Mitte September grünes Licht für die Pläne gegeben. Die Ampelkoalition hatte sich bereits im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, anstelle der bisherigen Grundsicherung (Hartz IV) ein Bürgergeld einzuführen. Das Vorhaben gilt als zentrale Sozialreform der Bundesregierung.

Es soll für weniger Bürokratie sorgen und ab dem 1. Januar 2023 gelten. Dann sollen unter anderem die Regelsätze um rund 50 Euro im Vergleich zu heute auf 502 Euro steigen. Beim Thema Sanktionen hatte es lange Streit in der Koalition gegeben.

Künftig sollen diese vor allem in den ersten sechs Monaten beim Versäumen von Termine oder Fristen eine Ausnahme bleiben. Im Gesetz ist von einer sechsmonatigen “Vertrauenszeit” die Rede, in der Leistungsminderungen bei Pflichtverletzungen ausgeschlossen seien. Heil wollte eigentlich weitgehend auf Sanktionen verzichten, die FDP hatte dagegen aber Widerstand geleistet.

red

Exporte nach Russland brechen ein – Handel mit USA legt deutlich zu

Im August 2022 sind aus Deutschland insgesamt Waren im Wert von 128,7 Milliarden Euro exportiert worden. Das waren 23,1 Prozent mehr als im August 2021, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit. Die Exporte nach Russland sanken im gleichen Zeitraum um 45,8 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

Demgegenüber stiegen die Ausfuhren in das wichtigste Zielland deutscher Exporte, die USA, um 42,0 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro. Wichtigste Exportgüter in die Vereinigten Staaten waren Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile in einem Wert von 2,6 Milliarden Euro (+96,1 Prozent zum August 2021) und pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von 2,3 Milliarden Euro (+56,3 Prozent). Weitere wichtige Handelspartner waren exportseitig Frankreich (8,9 Milliarden Euro; +25,7 Prozent) und die Niederlande (8,8 Milliarden Euro; +11,2 Prozent).

Nach Deutschland importiert wurden im August insgesamt Waren im Wert von 128,4 Milliarden Euro. Das waren 38,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Wichtigster Handelspartner bei den Importen war China mit einem Anstieg von 39,1 Prozent auf 15,9 Milliarden Euro.

Die Importe aus Russland sanken wertmäßig um 6,2 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Dieser Rückgang wäre ohne die gestiegenen Preise – vor allem im Energiebereich – noch deutlicher ausgefallen. Mengenmäßig sanken die Importe aus Russland um 59,4 Prozent gegenüber August 2021. Die Erdöl- und Erdgasimporte aus Russland sanken wertmäßig um 12,9 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und mengenmäßig um 66,5 Prozent auf 1,8 Millionen Tonnen.

Trotzdem waren Erdöl und Erdgas die wichtigsten Importgüter aus Russland. Weitere wichtige Güter waren Kokerei- und Mineralölerzeugnisse (+147,8 Prozent auf 0,6 Milliarden Euro) sowie Kohle (+17,9 Prozent auf 0,2 Milliarden Euro). Der Außenhandelssaldo Deutschlands lag im August 2022 bei +0,3 Milliarden Euro (August 2021: +11,6 Milliarden Euro), so die Statistiker weiter.

Im Außenhandel mit Russland wurden wertmäßig mehr Waren importiert als exportiert. Im August 2022 betrug der Importüberschuss mit Russland 1,5 Milliarden Euro. Im August 2021 hatte er 0,7 Milliarden Euro betragen.

Im Handel mit den Vereinigten Staaten wurde im achten Monat des Jahres ein Exportüberschuss von 4,9 Milliarden Euro erzielt. Im August 2021 hatte er bei +3,1 Milliarden Euro gelegen.

red

Bundesamt bestätigt Inflationsrate von 10 Prozent im September

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat die Inflationsrate für den Monat September 2022 mit +10,0 Prozent bestätigt. Ende September war bereits eine entsprechende Schätzung veröffentlicht worden. Die Inflationsrate hat sich damit nach +7,9 Prozent im August sprunghaft erhöht und verweilt seit sieben Monaten oberhalb von 7 Prozent.

“Die Inflationsrate erreichte mit +10,0 Prozent einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland”, sagte Destatis-Präsident Georg Thiel. “Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten. Aber wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei den Nahrungsmitteln.”

Zudem hätten das Auslaufen von 9-Euro-Ticket und Tankrabatt den Preisauftrieb im September verstärkt. “Diese zeitlich begrenzten Maßnahmen des zweiten Entlastungspakets hatten sich von Juni bis August 2022 dämpfend auf die Gesamtteuerung ausgewirkt.” Neben dem Anstieg der Preise für alle Energieprodukte infolge der Kriegs- und Krisensituation beeinflussen Lieferengpässe und deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen die Inflationsrate.

Dadurch verteuerten sich auch andere Waren und Dienstleistungen, insbesondere erneut viele Nahrungsmittel. Im September 2022 zeigte sich das Auslaufen der Entlastungsmaßnahmen im Bereich Verkehr an den wieder gestiegenen Preisen für Tickets im öffentlichen Regional- und Personennahverkehr sowie für Kraftstoffe. Die Preiserhöhung im Verkehr gegenüber dem Vorjahresmonat lag bei +14,0 Prozent, nach +3,7 Prozent im August 2022 (Juli: +5,4 Prozent; Juni: +8,3 Prozent).

Im Mai 2022, vor Inkrafttreten der Entlastungsmaßnahmen, hatte sie bei +16,3 Prozent gelegen. Die Preise für Energieprodukte lagen um 43,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats (August 2022: +35,6 Prozent). Haushaltsenergie verteuerte sich mit +51,8 Prozent besonders stark: So haben sich die Preise für leichtes Heizöl binnen Jahresfrist mit +108,4 Prozent mehr als verdoppelt, die Teuerung für Erdgas betrug +95,1 Prozent.

Die Preise für Strom erhöhten sich um 21,0 Prozent, die Abschaffung der EEG-Umlage seit Juli 2022 federte die Strompreiserhöhung nur leicht ab. Die Teuerung für Kraftstoffe lag im September 2022 bei +30,5 Prozent, nach +16,5 Prozent im August 2022 (Juli 2022: +23,0 Prozent; Juni 2022: +33,2 Prozent). Im Mai 2022, vor Inkrafttreten des Tankrabatts, hatte die Teuerung für Kraftstoffe bei +41,0 Prozent gelegen.

Das Auslaufen der abgesenkten Mineralölsteuer dürfte jedoch nur ein Grund für die kräftige Preiserhöhung bei Kraftstoffen sein. Ursachen für die teuren Energieprodukte sind insbesondere die starken Anstiege der internationalen Einkaufspreise, so die Statistiker. Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im September um 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit stärker als die Gesamtteuerung.

Insgesamt hat sich der Preisauftrieb hierfür seit Jahresbeginn sukzessive verstärkt (August: +16,6 Prozent). Erneut wurden bei allen Nahrungsmittelgruppen Preiserhöhungen beobachtet: Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+49,0 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (+29,1 Prozent). Auch für Fleisch und Fleischwaren (+19,5 Prozent) sowie für Brot und Getreideerzeugnisse (+18,5 Prozent) erhöhten sich die Preise für Verbraucher spürbar.

Im neunten Monat des Jahres lag die Inflationsrate ohne Energie bei +6,0 Prozent. Wie stark aktuell zudem die Nahrungsmittelpreise Einfluss auf die Gesamtteuerungsrate nehmen, zeigt sich an der Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln: Sie lag deutlich niedriger bei +4,6 Prozent und damit nicht einmal halb so hoch wie die Gesamtinflationsrate. Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 17,2 Prozent.

Verbrauchsgüter, zu denen unter anderem Energie und Nahrungsmittel gehören, verteuerten sich merklich um 23,3 Prozent. Die Preise von Gebrauchsgütern stiegen um 5,9 Prozent (darunter Möbel und Leuchten: +9,1 Prozent; Fahrzeuge: +9,0 Prozent). Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im September 2022 um 3,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Darunter verteuerten sich die Nettokaltmieten um 1,8 Prozent, die aufgrund des großen Anteils an den Konsumausgaben der privaten Haushalte stark ins Gewicht fallen. Deutlicher erhöhten sich die Preise für Wartung und Reparatur von Wohnungen und Wohnhäusern (+13,9 Prozent), Pauschalreisen (+10,4 Prozent) sowie Gaststättendienstleistungen (+8,5 Prozent). Zudem fielen durch das Auslaufen des 9-Euro-Tickets die Preisentlastungen im öffentlichen Regional- und Personennahverkehr weg: Binnen Jahresfrist verteuerten sich im September 2022 nun wieder die Preise sowohl für die Bahntickets im Nahverkehr (+2,4 Prozent) als auch für die kombinierten Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches (+1,9 Prozent). Hingegen waren nur wenige Dienstleistungen günstiger, beispielsweise Telekommunikation (-1,5 Prozent) und die Leistungen sozialer Einrichtungen (-1,4 Prozent). Im Vergleich zum Vormonat stieg der Verbraucherpreisindex im September 2022 deutlich um 1,9 Prozent, teilte das Bundesamt weiter mit. Sprunghaft erhöhten sich die Preise für die Tickets der Bahn im Nahverkehr (+82,5 Prozent) sowie für den kombinierten Personenverkehr (+175,3 Prozent) durch das Auslaufen des 9-Euro-Tickets. Die Energiepreise insgesamt stiegen um 6,9 Prozent. Insbesondere stiegen hier die Preise für Kraftstoffe (+12,5 Prozent) verstärkt durch den Wegfall des Tankrabatts. Bei der Haushaltsenergie stiegen vor allem die Gaspreise um 6,7 Prozent. Darüber hinaus mussten die privaten Haushalte mehr für Nahrungsmittel bezahlen (+1,8 Prozent, darunter Gemüse: +3,9 Prozent; Molkereiprodukte: +2,2 Prozent). Hinzu kamen im September 2022 saisonale Preisschwankungen: Hier standen insbesondere den gestiegenen Preisen für Bekleidungsartikel (+5,7 Prozent) Preisrückgänge bei Pauschalreisen (-10,9 Prozent) gegenüber.

red

Erstmals seit 9 Jahren Preisrückgang bei Immobilien registriert

Das private Forschungsinstitut Empirica misst erstmals seit neun Jahren einen allgemeinen Rückgang der Immobilienpreise in Deutschland. Im dritten Quartal diesen Jahres, also von Juli bis September, sanken die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 1,3 Prozent, die Kaufpreise für Eigentumswohnungen um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal (April bis Juni). Gegenüber dem Vorjahr waren die Häuser aber noch um 7,5 Prozent teurer, die Wohnungen kosten jetzt 5,8 Prozent mehr als in 2021. Die Mieten legen ungeachtet des Rückgangs der Kaufpreise weiter zu, um 1,7 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal und um 6,1 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2021. Bei den Eigentumswohnungen war im dritten Quartal 2022 die Stadt München mit einem Quadratmeterpreis von 8.976 Euro am teuersten, gefolgt vom Landkreis Nordfriesland (8.417 Euro) und dem Landkreis Miesbach (8.103 Euro).

In Hamburg liegt der Quadratmeterpreis bei 5.799 Euro, in Frankfurt/Main bei 5.716 Euro, in Berlin bei 5.347 Euro und in Köln bei 4.662 Euro. Am günstigsten sind Eigentumswohnungen im Landkreis Elbe-Elster für durchschnittlich 866 Euro pro Quadratmeter zu haben. Auch bei den Mieten liegt München mit 18,13 Euro pro Quadratmeter und Monat vorne, am billigsten ist es im Erzgebirgskreis mit 5,18 Euro.

red