Herzprobleme: Sofort den Notarzt rufen

Notfallmediziner können ein Lied davon singen: Immer wieder werden sie mit Fällen konfrontiert, in denen die Scheu vor dem Notruf 112 für den Rettungsdienst wegen möglicher neugieriger Blicke der Nachbarn zu schwerwiegenden Verzögerungen führt. Ebenfalls verbreitet ist die Angst davor, dass man den Krankenhäusern zur Last fallen könnte.

Dieses Zögern ist fatal und kann bei Verdacht auf Herzinfarkt oder andere Herznotfälle wie bösartige Herzrhythmusstörungen lebensgefährlich sein. “Die Festtage um Weihnachten und Neujahr sowie der Corona-Lockdown dürften diese Hemmung vor dem Notruf 112 noch steigern”, warnt die Deutsche Herzstiftung.

Viele Menschen sind derzeit verunsichert und besorgt: Während der Corona-Pandemie ins Krankenhaus? Bloß nicht! “Ein fataler Irrtum, der im schlimmsten Fall Leben kosten kann”, so der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Denn bei einem Herznotfall zählt jede Minute.

“Die derzeit hohen Zahlen an Corona-Infektionen dürfen nicht wie im Frühling dazu führen, dass Menschen bei Verdacht auf Herzinfarkt oder bei anderen notfallartigen Symptomen den lebenswichtigen Notruf 112 oder den Weg in die Notfallambulanz scheuen: entweder aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus oder wegen befürchteter Kapazitätsengpässe in den Kliniken”, so der Kardiologe und Intensivmediziner.

Dabei können besonders um die Weihnachtszeit vermehrt Herz-Kreislauf-Komplikationen auftreten, das legt eine Studie aus der Zeit vor Corona nahe. “Die Studienergebnisse lassen auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko an Heiligabend und an Neujahr schließen – besonders bei Menschen, die über 75 oder bereits chronisch krank sind”, erklärt Voigtländer.

Rudolf Huber / glp

Land plant kostenlose Schnelltests kurz vor Weihnachten – auch Kreis Ludwigsburg in die Aktion eingebunden

Um auch besonders gefährdeten Personengruppen ein möglichst sicheres Weihnachtsfest zu ermöglichen, können sich deren Angehörige am 23. und 24. Dezember an rund 150 Standorten in über 120 Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg kostenlos testen lassen. Das gab die Landesregierung am Donnerstag bekannt. Auch im Landkreis Ludwigsburg sollen laut dem Ministerium kostenlose Tests an verschieden Orten durchgeführt werden. (siehe Ortsliste am Artikelende)

Das Ministerium für Soziales und Integration stellt am 23. und 24. Dezember 2020 an rund 150 Standorten in über 120 Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg insgesamt 80.000 kostenlose Antigen-Schnelltests zum Nachweis des Coronavirus SARS-CoV-2 aus der Notreserve des Landes zur Verfügung. „Wir wollen mit der Aktion erreichen, dass kein Mensch das Weihnachtsfest einsam und alleine verbringen muss“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha.

Angebot für Angehörige von Risikogruppen

Ziel der Aktion „Stille Nacht, einsame Nacht? Muss nicht sein!“ ist es, ein möglichst sicheres Weihnachtsfest für besonders gefährdete Personengruppen zu ermöglichen. Zudem soll die Bevölkerung für den Schutz besonders gefährdeter Gruppen vor dem Coronavirus sensibilisiert werden. Das Angebot richtet sich somit in erster Linie an Angehörige von Risikogruppen wie etwa Großeltern und Personen mit Vorerkrankungen.

Minister Lucha hatte die Aktion Anfang Dezember mit der Tübinger Notärztin und Pandemiebeauftragten Dr. Lisa Federle sowie der „Blaulichtfamilie“ – also den großen Rettungsorganisationen – vereinbart. Vorbild ist die gleichnamige Aktion, die Dr. Federle in Tübingen initiiert und bereits mit großem Erfolg mehrmals durchgeführt hat. Das Deutsche Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Arbeiter-Samariter-Bund setzen die Aktion vor Ort mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern um.

„Wir appellieren an die Menschen, wirklich verantwortungsbewusst und solidarisch mit diesem Angebot umzugehen. Eingeladen zur Testung sind nur all jene, die an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen alte oder kranke Angehörige besuchen möchten, die sonst einsam und alleine wären. Wer sich für die Party mit Freunden „frei testen“ möchte, ist hier fehl am Platz“, sagte Lucha.

Dr. Federle ergänzte: „Kein Mensch sollte das Weihnachtsfest einsam und alleine zu Hause verbringen müssen. Deshalb ermöglichen wir es Angehörigen von älteren, kranken und pflegebedürftigen Menschen, sich in der Vorweihnachtszeit kostenlos testen zu lassen, um ihre Lieben dann besuchen zu können. Dadurch können wir die Menschen schützen, ohne sie isolieren zu müssen.“

Testergebnis liegt nach wenigen Minuten vor

Die Aktion soll Bürgerinnen und Bürgern mehr Sicherheit bei der Frage bieten, ob sie einen Weihnachtsbesuch in den Stunden nach dem Schnelltest bei ihren besonders gefährdeten Angehörigen machen können. Mittels eines Nasen-Rachen-Abstrichs kann der Schnelltest innerhalb von 15 bis 30 Minuten Auskunft über eine aktuelle Infizierung geben. Es handelt sich bei dieser Aktion ausdrücklich nicht um eine allgemeine Testung der Bevölkerung. Auch wird keine schriftliche Bescheinigung über ein negatives Testergebnis ausgestellt. Bei positivem Ergebnis erhalten getestete Personen eine Bescheinigung, verbunden mit der dringenden Aufforderung, sich unverzüglich selbst in Quarantäne zu begeben und einen PCR-Test durchführen zu lassen.

Ist das Testergebnis negativ, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit keine Infektion vor; die Aussagekraft hierfür liegt bei ca. 90 bis 95 Prozent. Wichtig ist, dass die Tests keine hundertprozentige Sicherheit garantieren. Auch bei einem negativen Testergebnis gilt also in jedem Fall weiterhin unbedingt die AHA-Formel: Abstand halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske (Mund-Nasen-Bedeckung) tragen. Wer positiv getestet wird, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Coronavirus SARS-CoV-2-Virenträger und damit gesetzlich verpflichtet, sich unverzüglich in Quarantäne zu begeben, um nicht weitere Personen anzustecken. Des Weiteren sollte zur Sicherung der Diagnose ein PCR-Test beispielsweise in einer Fieberambulanz oder einer dafür ausgewiesenen Teststelle durchgeführt werden.

Schnelltest-Notreserve

Das Land Baden-Württemberg hat fünf Millionen sogenannte PoC-Antigentests als Notreserve beschafft. Diese Schnelltests sollen Einrichtungen im Land zu Gute kommen, die darlegen, dass ihnen auf dem vom Bund vorgesehenen Bezugsweg oder anderweitig eine Beschaffung nicht möglich ist. Dazu zählen Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, der Wohnungslosenhilfe und im Notfall auch die Gesundheitsämter.

Die Notfallreserve soll schnell, gezielt und unbürokratisch durch Verbände wie den Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter-Unfall-Hilfe oder den Malteser Hilfsdienst verteilt werden. Die Verbände stellen im Rahmen ihrer Möglichkeiten mehrere dezentrale Lager für voraussichtlich jeweils 50.000 Antigentests bereit.

Hier der Link zur Standortliste:

Liste der Standorte zur Aktion „Stille Nacht, einsame Nacht? Muss nicht sein!“ am 23. und 24.12.2020 (PDF)

2019 erbeuten Trickbetrüger über 3 Millionen Euro – Gesundes Misstrauen ist der beste Schutz

Von Uwe Roth

Aus der Corona-Pandemie und deren Folgen versuchen Trickbetrüger Kapital zu schlagen. Das tun sie im Wortsinn: Sie lauern beispielsweise alten Menschen am Telefon auf, um mit dem bekannten Enkeltrick Schmuck und Geld zu ergaunern. Sie tischen ihren Opfern hanebüchene Lügengeschichten auf, denen in einem Zustand von Stress, Angst und Verwirrtheit geglaubt wird. Im Boom des Onlinebankings und Onlinehandels lassen bandenmäßig organisierte Betrüger nichts unversucht, um mit E-Mails oder Telefonanrufen arglosen Nutzern Pins, TANs und andere sensible Daten abzuluchsen. Die Schäden der Trickbetrüger, die als Person nie in Erscheinung treten und sich häufig im Ausland verschanzen, gehen in die Millionen. 

Allein im Bereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg (Landkreise Ludwigsburg und Böblingen) sind im vergangenen Jahr 15 Seniorinnen und Senioren auf den Enkeltrick hereingefallen. Den eingetretenen Schaden beziffert Ute Scholpp mit 452.000 Euro. Die Kriminalrätin ist die Präventionsleiterin im Polizeipräsidium. Baden-Württemberg-weit ist bei 131 Betrogenen ein Schaden von über drei Millionen Euro entstanden. Mehr als zehn Prozent des Gesamtschadens in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen zeigen, dass hier viele vermögende alte Menschen leben, die den Trickbetrug magisch anziehen.

Da die Opfer ihr geklautes Geldvermögen in der Regel zuvor auf einem Bankkonto und nicht unter Matratze deponiert hatten, haben nicht nur die Polizei ein Interesse an Aufklärung der Bevölkerung, sondern ebenso die Banken und Sparkassen. In dieser Woche taten sich die Kreissparkasse Ludwigsburg und die Volksbank Ludwigsburg zusammen, um gemeinsam mit Polizeipräsident Burkhard Metzger und seiner Kollegin Scholpp eine Aufklärungsinitiative über die Medien zu starten: Gesundes Misstrauen, so ihre Botschaft, sei der beste Schutz vor raffinierten Betrügern, die keine Skrupel hätten, psychischen Druck bis über die Schmerzgrenze hinaus auszuüben. Ihr Rat: Bei der geringsten Unsicherheit lieber vorsichtshalber die Polizei informieren als abzuwarten, bis die Betrüger mit ihren Überredungskünsten endgültig die Oberhand gewonnen haben. 

Die Statistik zeigt aber auch, dass Aufklärung Wirkung zeigt: Das Polizeipräsidium bearbeitete 2018 insgesamt 44 Fälle. In sieben machten sich die Betrüger mit insgesamt knapp 200.000 Euro davon. Ein Jahr später lag die Zahl der bearbeiteten Fälle bereits bei 153. Lediglich bei 15 kam es zu einem Schaden. Polizeipräsident Metzger geht davon aus, dass nicht allein die Trickversuche zugenommen haben, sondern auch die Zahl misstrauisch gewordener Anrufer, denen damit unter Umständen sehr viel Ärger erspart worden ist. Viele Trickbetrüger geben sich als Polizeibeamte aus. 2018 meldeten 61 Anrufer unter der Nummer 110, dass sich möglicherweise ein falscher Polizist an ihre Ferse gehängt habe. Im vergangenen Jahr wurden dem Polizeipräsidium Ludwigsburg bereits knapp 600 Fälle gemeldet, bei denen wohl falsche Polizisten die Fäden zogen und einen Schaden von über einer halben Million Euro anrichteten. Auch hier zeige die Statistik, dass Aufklärung Betrügern die Tour vermassele, stellt der Polizeichef fest. Denn obwohl die Zahl der Fälle innerhalb eines Jahres um das Zehnfache gestiegen sei, sei die Schadenssumme nahezu gleichgeblieben.

Faktor Mensch und sein Leichtsinn: Auch im Onlinebanking ist vorwiegend der Leichtsinn und nicht die IT die Ursache, warum Betrügereien gelingen können. „Onlinebanking ist sicherer als Papierüberweisung“, sagen Kreissparkassenvorstand HeinzWerner Schulte und Thomas Palus, Volksbank-Vorstandsvorsitzender in Ludwigsburg. Auch wenn sie ansonsten im Wettbewerb stehen, bei der Aufklärung ziehen sie am gleichen Strang. Schulte zeigt auf die Dimension, die Onlinebanking inzwischen hat: „Blickt man auf die Gesamtzahl der Teilnehmer der vergangenen fünf Jahre, zeigt sich eine sehr starke Zunahme um 38 Prozent auf über 145000 Nutzer. Diese Teilnehmer führen aktuell knapp 160000 Girokonten online.“ Damit sei die Online-Banking-Quote auf knapp 66 Prozent gestiegen. „Bei den Login-Zahlen ist die Zunahme noch viel stärker“, so Schulte. Allein 2019 erreichte die Gesamtzahl der Logins rund 38,4 Millionen.

Und wie können die Banken helfen, um bei der Anwendungssicherheit im Online-Banking zu helfen? „Neben der selbstverständlichen regelmäßigen Schulung und Weiterbildung unserer Mitarbeiter gehen wir direkt auf unsere Kunden zu, nehmen ihre Sorgen auf, beantworten Fragen, erklären gerade Einsteigern umfassend das Online-Banking“, so Volksbankchef Palus. Im vergangenen Jahr waren Mitarbeiter der Volksbank mit einer eigenen „Road-Show“ durch das gesamte Geschäftsgebiet auf Tour, um speziell die Zielgruppe der älteren oder nicht technik-affinen Kunden bei Abendveranstaltungen zu schulen.

Tipps für sicheres Onlinebanking:

  • Kein Bankmitarbeiter verlangt jemals PIN oder TAN von Kunden.
  • Klicken Sie nicht auf Links in E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten, die vermeintlich „direkt zum Online-Banking“ oder auf eine Bank-Homepage führen – öffnen Sie keine unbekannten E-Mail-Anhänge.
  • Wenn man zum eigenen Online-Banking möchte, dann sollte man das selbst direkt anwählen, sei es über die Handy-App oder über den Browser-
  • Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Man sollte seine Konten im Blick haben, um den Überblick zu behalten.
  • Der Virenschutz auf dem PC, der fürs Online-Banking verwendet wird, soll immer aktuell sein. Dafür benötigt man meist keine teuren Spezialprogramme, schon das kostenlos etwa bei Windows mitgelieferte Programm leistet gute Dienste, auch andere kostenlose Programme bieten hohen Schutz.

Hinweise der Polizei zum Schutz vor Enkeltrickbetrügern:

Enkeltrick Betrug | polizei-beratung.de (polizei-beratung.de)

 

Beschäftigte fordern Schutz vor Corona – Gewerkschaft ver.di kritisiert Amazon

In immer mehr Sortier- und Versandzentren des Versandhandelskonzerns Amazon kommt es nach Angaben der Gewerkschaft ver.di zu einer großen Zahl von Ansteckungen mit dem Corona-Virus. Allein in dieser Woche wurden laut ver.di dutzende Infektionen in Garbsen bei Hannover, in Bayreuth und in Borgstedt (Schleswig-Holstein) bekannt. ver.di fordert deshalb sofortige Maßnahmen der Behörden, um den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten gerade auch in den nächsten Tagen sicherzustellen. Das meldet die Gewerkschaft am Mittwoch in einer Pressemitteilung.

„Die Schließung des stationären Einzelhandels trifft nicht nur die von Kurzarbeit betroffenen Kolleginnen und Kollegen in den Filialen. Sie verschärft auch den Druck auf die Beschäftigten bei Amazon und anderen Onlinehändlern“, warnt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Der Lockdown verschlechtert dort die Arbeitsbedingungen, weil das erhöhte Aufkommen an Bestellungen durch die Beschäftigten bewältigt werden muss – und das inmitten der ohnehin auftragsstarken Weihnachts- und Neujahrszeit.“

Amazon rühme sich öffentlich seiner zur Verhinderung von Infektionen ergriffenen Maßnahmen, „doch die hohe Zahl von insgesamt mehreren hundert an Covid-19 erkrankten Kolleginnen und Kollegen spricht eine andere Sprache. Uns liegen Fotos und Berichte von Beschäftigten vor, die zeigen, dass Hygiene, Abstandhalten und Sauberkeit vernachlässigt werden. Damit trägt der Konzern eine große Verantwortung für die Zunahme von Infektionen und Erkrankungen unter den Beschäftigten”, so Nutzenberger weiter. Auf den Fotos sind überquellende Mülleimer und auf den Boden herumliegende Papierhandtücher sowie verstopfte Urinale und Toiletten zu sehen. „Die Behörden sind dringend aufgefordert, solche Zustände zu beenden“, so Nutzenberger.

Beschäftigte im Amazon-Versandzentrum in Graben haben seit Anfang der Woche aus Protest die Arbeit niedergelegt. Sie fordern vom Konzern den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit sowie die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels mit dem darin enthaltenen Weihnachtsgeld.

red

 

Mehr Rechte für Geblitzte

Gute Nachrichten für alle Verkehrsteilnehmer, die wegen angeblicher Geschwindigkeitsüberschreitung geblitzt wurden: Sie haben künftig das Recht, die Rohmessdaten der Geschwindigkeitsmessung zu erfahren. Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat mit diesem Beschluss die Rechte von Verkehrsteilnehmern bundesweit entscheidend gestärkt.

Damit haben Betroffene in Zukunft auch das Recht, “Kenntnis von solchen Inhalten zu erlangen, die zum Zweck der Ermittlung entstanden sind, aber nicht zur Akte genommen wurden”, so das Gericht. Die Begründung, dass diese Daten kein Teil der Akte seien und somit nicht ausgehändigt werden müssten, gilt daher in Zukunft nicht. In der Vergangenheit und auch bei dem konkret verhandelten Fall war die Herausgabe mit dieser Begründung verweigert worden.

Auch wer sich in Zukunft wehren will und mehr Informationen benötigt, erhält diese aber nur, wenn es konkrete Hinweise auf die Fehlerhaftigkeit der Messgeräte gibt. Es reicht nicht aus, einfach zu behaupten, dass die Messung falsch sei. Weiterhin wies das Gericht auch daraufhin, dass bei Geschwindigkeitsmessungen nicht davon auszugehen sei, “dass die eingesetzten Messgeräte unter allen Umständen zuverlässige Ergebnisse liefern.”

“Deutlich wird hier, dass jeder Bußgeldbescheid geprüft werden sollte. Entgegen der bisherigen Auffassung vieler Gerichte kann nicht immer von richtigen Messungen ausgegangen werden. Das machen in diesem Fall auch die Richter des Bundesverfassungsgerichts deutlich. Betroffene haben die Möglichkeit, sich kostenfrei von Geblitzt.de helfen zulassen.”, erklärt Jan Ginhold, Geschäftsführer und Betreiber von Geblitzt.de. Fast ein Drittel aller Bußgeldbescheide sei fehlerhaft. Daher begrüße man die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Ginhold weiter: “Zum einen gibt es nun endlich eine bundesweit einheitliche Entscheidung und zum anderen haben Betroffene nun die Chance, ihr Grundrecht auf ein faires Verfahren durchzusetzen.”

Weiterhin ungeklärt bleibt, was geschieht, wenn die Bußgeldstellen die Rohmessdaten gar nicht herausgeben können. Denn einige Geräte speichern die Daten erst gar nicht. Schon 2018 hat der Verfassungsgerichtshof des Saarlandes den Anspruch auf faires Verfahren bei der Verwendung des TraffiStar S350 als verletzt angesehen. Diese Entscheidung gilt aber nur für das Saarland. Zudem werden viele weitere Geräte eingesetzt, die das auch betrifft.

Andreas Reiners / glp

Nach bewaffneten Raub – Polizei fahndet nach diesem Verdächtigen

Ein bislang unbekannter Täter überfiel am Sonntag, den 6. Dezember 2020 kurz nach 14.00 Uhr ein Tabakgeschäft im Bahnhofsgebäude von Bietigheim-Bissingen.

Unter Vorhalt einer Schusswaffe forderte er den Verkäufer auf, ihm Bargeld auszuhändigen und flüchtete anschließend mit einem dreistelligen Betrag in Richtung der Gleise bzw. des Ausgangs Stuttgarter Straße/Freiberger Straße. Jetzt veröffentlichte die Polizei ein Fahndungsfoto, die von einer Überwachungskamera aufgenommen wurden und bittet die Bevölkerung um Mithilfe.

Der Täter wurde als etwa 185 cm groß beschrieben und dürfte zwischen 30 und 35 Jahren alt sein. Bekleidet war er mit einer blauen Kapuzenjacke, einer dunklen Hose mit vereinzelten hellen Flecken und dunklen Wollhandschuhen. Er trug darüber hinaus eine helle Mund-Nase-Bedeckung.

Kontakt: Tel.: 07141/18-9 (24h-Erreichbarkeit)
E-Mail: ludwigsburg.pp@polizei.bwl.de. oder jede andere Polizeidienststelle

Quelle: Polizeipräsidium Ludwigsburg

Robert-Koch-Institut meldet fast 700 Corona-Todesfälle in Deutschland – RKI korrigiert Zahlen nach oben

Seit gestern gilt in Deutschland der Shutdown und so ist die Lage am Donnerstag, 17. Dezember:

Update 13.00 Uhr:

Das RKI meldet, dass Corona-Zahlen aus Baden-Württemberg fehlten und diese nun hinzugefügt wurden. Damit ist klar: Deutschland hat erneut einen traurigen Corona-Rekord gebrochen.

In der RKI-Meldung heißt es: “Aus technischen Gründen wurden gestern aus Baden-Württemberg ca. 3.500 Fälle zu wenig übermittelt. Das Problem ist bereits behoben und die Fälle wurden heute nachübermittelt. Sie werden ab morgen in den Fallstatistiken veröffentlicht.”.

Demnach würde die Zahl der Corona-Infektionen innerhalb eines Tages auf über 30.000* steigen und nicht wie heute morgen mitgeteilt rund 27.000 betragen. (siehe Meldung)

Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen 24 Stunden 698 neue Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Außerdem übermittelte die Behörde 26.923* Corona-Neuinfektionen. Im Vergleich zum Donnerstag vor eine Woche stieg die Zahl der Neuinfektionen. Damals waren 23.679  Corona-Infektionen und 440 Tote gemeldet worden. Gestern waren es 27.728 Corona-Neuinfektionen und 952 Todesfälle. (Stand: 17.12. – 00.00Uhr)

Der Höchstwert von 952 Todesfällen war am Mittwoch verzeichnet worden. Die Zahl der Neuinfektionen hatte am Freitag den Höchststand von 29.875 gemeldeten Fällen erreicht.

Insgesamt haben sich somit seit Beginn der Corona-Krise laut RKI mindestens 1.406.161 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 24.125 Rund 1.047.600 (+22.600) Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. (Stand: 17.12. – 00.00 Uhr)

red

Feuerwerk 2020: Expertin rät zum Komplett-Verzicht

Die neuen Regeln zur weiteren Corona-Eindämmung schränken auch die Nutzung von Raketen, Feuerwerksbatterien und Böllern an Silvester ein. Wie ist die genaue Situation? Rechtsexpertin Dr. Katarzyna Guzenda von der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) beantwortet die wichtigsten Fragen.

– Darf ich Böller zünden, die ich noch aus dem Vorjahr habe?

2020 wird generell davon abgeraten, Feuerwerk zu zünden. In der angespannten Corona-Lage sollten unnötige Belastungen für die Feuerwehren oder das Gesundheitswesen und alle Zusatzgefahren vermieden werden. Das gilt selbst dann, wenn das Zünden im eigenen Garten rechtlich erlaubt sein mag oder vor der Haustür kein explizites Feuerwerksverbot gilt.

– Was ist mit Böllern, die schon online bestellt wurden?

Einige Landesverordnungen verbieten den Verkauf von pyrotechnischen Gegenständen. Bei anderen ist ausdrücklich auch deren Abgabe, also die Auslieferung, verboten. Grundsätzlich steht Verbrauchern bei Bestellungen im Internet ein Widerrufsrecht zu. Wer in dieser Situation also unsicher ist, kann sie stornieren und bekommt sein Geld zurück.

– Was passiert, wenn sich der Handel nicht an die Verbote hält?

Bei einem Verstoß gegen diese Bestimmungen müssen Händler mit einer Strafe rechnen. So sieht beispielsweise der Bußgeldkatalog im Land Brandenburg einen Regelsatz von 1.000 bis 12.500 Euro vor.

– Kann man Böller schnell noch im grenznahen Ausland kaufen?

Das ist definitiv keine gute Idee. Der kleine Grenzverkehr etwa nach Polen ist untersagt. Aber auch aus anderen EU-Ländern dürfen nur zugelassene Feuerwerkskörper eingeführt werden.

Grundsätzlich gelte, so die Expertin: “Auch Verzicht ist ein Verbraucherrecht” – gerade im Corona-Jahr 2020.

Rudolf Huber / glp

457 Kilo Abfall pro Bundesbürger

Die Müllabfuhr hat im Jahr 2019 bei den privaten Haushalten in Deutschland insgesamt 38 Millionen Tonnen Abfälle eingesammelt. Das waren das rund 0,3 Millionen Tonnen mehr als 2018.

Damit stieg laut Statistischem Bundesamt (Destatis) das Pro-Kopf-Aufkommen an Haushaltsabfällen von 455 auf 457 Kilo. Dazu zählen Hausmüll (Restmüll), Bioabfälle, Wertstoffe, Sperrmüll und sonstige Abfälle wie beispielsweise Batterien und Farben.

Der leichte Anstieg im Vorjahr war fast ausschließlich auf die Bioabfälle zurückzuführen: Deren Aufkommen betrug 2019 knapp 10,2 Millionen Tonnen, 2018 waren es noch 9,9 Millionen Tonnen. Pro Kopf war das ein Anstieg um zwei auf 122 Kilogramm.

Der Hausmüll-Berg (Restmüll) und Sperrmüll blieb 2019 laut Destatis mit 15,6 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr unverändert. Das Hausmüll-Aufkommen belief sich dabei auf 12,9 Millionen Tonnen beziehungsweise 156 Kilogramm pro Kopf. Beim Sperrmüll wurden bundesweit bei den privaten Haushalten 2,6 Millionen Tonnen oder 31 Kilogramm pro Kopf eingesammelt.

Rudolf Huber / glp

Power aus zwei Welten: So fährt sich der stärkste Porsche Panamera

Schneller, stärker, weiter – der neue Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid erfüllt das leicht abgewandelte Olympia-Motto in jeder Hinsicht. Mit 315 km/h in der Spitze ist er schneller als sein Vorgänger, mit 700 PS bietet er 20 Pferdestärken mehr und weiter kommt er auch noch. Rein elektrisch schafft die hybride Sport-Limousine nun rund 50 Kilometer. Der Motor-Informations-Dienste (mid) bat den neuen und nun stärksten Panamera zu einer ersten Ausfahrt.

911er und sonst nichts. Bis knapp vor der Jahrtausend-Wende waren die Zuffenhausener eine reine Sportwagenschmiede. Damals sogar leicht kränkelnd. Erst der Boxster sorgte für frischen Wind, und dann ging es Schlag auf Schlag. Mit dem Cayenne gelang Porsche ein echter SUV-Scoop. Erst vor wenigen Tagen lief das einmillionste Modell vom Band. Und dann kam der Panamera. Eine Sport-Limousine, schnell wie ein 911er und auch noch als Kombi verfügbar. Korrekt heißt das Porsche Sport Turismo.

Korrekt – und damit auf der Höhe der Zeit – ist auch der Antrieb. Hybrid heißt das Zauberwort. Also die Kraft von zwei Motoren. Im Fall des Panamera Turbo S E-Hybrids ist es ein vier Liter großer Achtzylinder aus der alten Welt. Hier gibt es Brennkammern, Turbos, Krümmer und Endrohre. Der Benziner wirft schon mal 571 PS auf die Antriebswellen.

Dazu kommt noch die 136 PS starke E-Maschine aus der neuen Welt dazu, die im Getriebe sitzt. Hört sich von der Leistung her nach wenig an, aber sie schaufelt ein zusätzliches Drehmoment von 400 Newtonmetern (Nm) in den Antrieb. Macht insgesamt 870 Nm. Was für eine Zahl, was für eine Wucht! Damit lässt sich der immerhin 2,4 Tonnen schwere Kombi sogar leichtfüßig bewegen. Springbock, Antilope, Gazelle und Co. lassen aus dem Tierreich grüßen.

Die 3,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 erobern schnell die Lufthoheit über die einschlägigen Stammtischgespräche. Kenner schwärmen aber lieber von den 0 auf 200 in 11,2 Sekunden. Zumindest solange es noch kein Tempolimit gibt. Bis dahin darf man sich noch dem Gefühl hingeben, dass eine Autobahn-Auffahrt zu keiner Zeit ein ernsthaftes Problem darstellt. Kleiner Druck aufs Gaspedal im Sport-Modus, schon geben Achtzylinder und E-Maschine ihr Bestes. Schnellt tut sich eine Lücke auf. Noch eine und noch eine. Sofort ist der 700-PS-Hybrid-Panamera der unumstrittene Highway-Star.

Unaufgeregt passiert das. Zwar bollert der Achtzylinder mal tief detonierend im Bass-Bereich, mal frisch trompetend bei hohen Drehzahlen. Aber nie hektisch, sondern immer souverän. Und so lässig bewegt sich auch das rund 190.000 Euro teure und über fünf Meter lange Teil. Dreikammer-Luftfederung, Adaptivdämpfer und elektronische Wankstabilisierung – die Heilige Dreifaltigkeit der Fahrwerkstechnik sorgt für stramme Sport-Momente genauso wie für pudelwohle Augenblicke, in denen man den Komfort einer Luxus-Limousine genießt.

 

Umso mehr, wenn der Panamera elektrisch vor sich hin flüstert. Rein theoretisch kann man dieses Gefühl ganze 50 Kilometer lang genießen. Der lange “Sound of Silence” ist der um 30 Prozent größeren Batterie zu verdanken. Dabei wurde der 17,9 kWh fassende Hochvolt-Akku so platzsparend im Heck untergebracht, dass das Kofferraumvolumen von erstaunlichen 418 Litern im Sport Turismo (bei umgeklappter Sitzbank sind es sogar 1.287 Liter) im Vergleich zum herkömmlichen Modell nicht geschmälert werden musste.

Standardmäßig und standesgemäß für Fahrer, die den dezenten Auftritt schätzen – gerade am frühen Morgen – startet der Hybrid-Panamera im Elektro-Modus. Das Zusammenspiel der Motoren kann der Fahrer über den Druck auf das Gaspedal beeinflussen. Bis zu einem Winkel von 50 Prozent läuft allein die E-Maschine, danach haben die Ingenieure einen zehnprozentigen Puffer eingebaut. Ein Druck mehr – dann gesellt sich der Achtzylinder mächtig zum E-Motor. Die Gedenksekunde hat Sinn: Sie soll vor zu häufigem Gebrauch des Benziners schützen.

Braucht es auch gar nicht, denn im unaufgeregtem Alltagsbetrieb zeigt sich, dass der E-Motor vollauf genügt. Dabei sind die 50 Kilometer Reichweite trotz der angeblich reelleren WLTP-Messung leider ein frommer Wunsch. Ist aber auch zu verführerisch, den Panamera zu Höchstleistungen anzutreiben. Um es mit dem legendären Neue-Deutsche-Welle-Star Markus zu sagen. “Ich brauch Spaß, ich brauch Spaß! Ich will fahr’n, ich will fahr’n!” Nur dass im Gegensatz zum Liedtext der Tankwart nicht zum besten Freund wird. Auch wenn die angegebenen 2,8 Liter Benzin und 22,8 kWh Strom nicht unbedingt realistisch sind, dürfte der Hybrid-Panamera eher ein seltener Gast an der Tanke sein.

Rudolf Bögel / mid

Technische Daten Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo:

– Länge / Breite / Höhe: 5,05 / 2,17 / 1,43 Meter

– Motor: 4,0 Liter-Benziner

– Hubraum: 3.996 ccm

– max. Leistung: 420 kW/571 PS bei 5.750 bis 6.000 U/min

– max. Drehmoment: 770 Nm bei 2.100 – 4.500 U/min

– max. Leistung E-Maschine: 100 kW/136 PS

– max Drehmoment E-Maschine: 400 Nm

– Systemleistung: 515 kW/700 PS

– System-Drehmoment: 870 Nm

– 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb

– 0-100 km/h: 3,2 Sekunden

– 0-200 km/h: 11,2 Sekunden

– elektrische Reichweite: 50 km

– Höchstgeschwindigkeit: 315 km/h

– Normverbrauch Benzin: 2,8 l/100 km

– Normverbrauch Strom: 22,8 kWh/100 km

– CO2-Emission: 63 g/km

– Preis: ab 188.321 Euro