VON UWE ROTH
Seit Dienstagabend steht es fest: In Ludwigsburg wird es einen Weihnachtsmarkt geben – wenn auch wegen der Ansteckungsgefahr durch den Corona-Virus in abgespeckter Form mit weniger Verkaufsständen und keiner Gastronomie. So wird es zwischen dem 24. November und 22. Dezember zwar Weihnachtsschmuck, Wollmützen und Handschuhe im Angebot geben, nicht aber Bratwurst, Schupfnudeln und Glühwein. Rund um die Imbissstände gibt es erfahrungsgemäß das größte Gedränge. Ein Großsteil des Gemeinderats hat sich dafür ausgesprochen, den jährlichen Besuchermagneten trotz der widrigen Umstände traditionell auf dem barocken Marktplatz stattfinden zu lassen.
Ludwigsburg gehört zu den wenigen Städten, die bereits einen Beschluss der Kommunalpolitik haben, den Weihnachtsmarkt nicht wegen Corona-Risiken absagen zu wollen. Sollten die Infektionszahlen erneut in die Höhe schießen, wie das derzeit an einigen Orten der Fall ist, wo Menschen dichtgedrängt stehen, könnte eine Anordnung der Landesregierung doch noch zu einer Absage führen.
Oberbürgermeister Matthias Knecht hatte vorgeschlagen, mit dem Weihnachtsmarkt ins Blühende Barock auszuweichen, da im Schlosshof und im Südgarten die Abstands- und Hygieneregeln besser umzusetzen seien. Wegen des höheren Aufwands für die Parkbetreiber war ein Eintrittspreis von zwei Euro kalkuliert. Das wollte aber nur eine Minderheit im Gemeinderat. Er konnte sich mit seinem Vorschlag nicht durchsetzen, obwohl sein Konzept Weihnachtsmesse am Schloss einige Vorteile gehabt hätte. So hätte es zum Beispiel Glühwein im Ausschank gegeben. Ausschlaggebend für die Innenstadt war bei der Mehrheit, dass der Einzelhandel und die Gastronomie immer vom weihnachtlichen Treiben auf dem Marktplatz profitiert haben.
Hätte die Verkaufsveranstaltung vor dem Residenzschloss stattgefunden, hätten die Gewerbetreibenden der Innenstadt das Nachsehen gehabt, so lautete auch die vom Innenstadtverein LUIS geteilte Befürchtung. Der jährliche Weihnachtsmarkt beschert ihnen die höchsten Umsätze im Jahr. 2019 zogen in den knapp vier Wochen rund eine Million Besucher zu den 180 Ständen. Diese Zahl wird sich so oder so nicht erreichen lassen – egal wo der Markt stattfindet. Die vielbefahrene Schlossstraße ist eine Schneise zwischen dem Blühenden Barock und der Innenstadt. Die städtischen Tourismusmanager haben immer schon ein Problem, auswärtige Besucher der Schlossanlage zu den Sehenswürdigkeiten in die Fußgängerzonen zu locken. Und selbstverständlich auch in die Läden, Cafés und Restaurants
Nun ist das vorweihnachtliche Event, zu dem Jahr für Jahr mehr Besucher aus dem Ausland nach Ludwigsburg kommen, zumindest vorläufig am bisherigen Standort gesichert. Maximal 80 Stände wird es geben. Zugelassen sind nicht mehr als 1000 gleichzeitige Besucher. Auf dem Schlossgelände wären sogar 100 Buden und maximal 3000 Besucher plus sieben gastronomische Angebote machbar gewesen.
Ob ein Pommes und Glühwein freier Ludwigsburger Weihnachtsmarkt die Erwartungen erfüllt wird, das muss sich erweisen. Für einige Gemeinderäte ist ein Weihnachtsmarkt ohne kulinarisches Beiwerk jedoch nicht vorstellbar. Sie plädierten, die Veranstaltung aus atmosphärischen Gründen in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Sie konnten sich mit diesem Argument nicht durchsetzen.