Ludwigsburg – In Zeiten der Unsicherheit und Gewalt im westafrikanischen Burkina Faso sind gute Nachrichten selten geworden. Die prekäre Sicherheitslage in der Sahelzone und die Folgen zweier Militärputsche erschweren nicht nur die politische Zusammenarbeit, sondern auch den Alltag der Bevölkerung. Mehr als zwei Millionen Menschen leben heute als Binnenflüchtlinge in ihrem eigenen Land, vertrieben durch dschihadistische Gruppen, die in weiten Teilen des Landes Angst und Schrecken verbreiten. Auch die Stadt Kongoussi, die seit 2006 durch eine kommunale Entwicklungspartnerschaft eng mit Ludwigsburg verbunden ist, spürt die Auswirkungen. Viele der umliegenden Dörfer wurden geräumt, die Menschen flohen in die Stadt, die zwar sicherer ist, aber durch die immense Zahl an Vertriebenen stark belastet.
Doch es gibt Hoffnung: In den letzten Monaten sind zunehmend mehr Menschen in ihre Dörfer zurückgekehrt. Ein Beispiel dafür ist das Dorf Kora, etwa 15 Kilometer nördlich von Kongoussi gelegen. Durch die Nähe zum Bamsee verfügen die Bewohner über Wasser für die Bewässerung ihrer Felder – ein entscheidender Vorteil. Mit rund 1850 Einwohnern war Kora vor der Flucht ein wichtiger landwirtschaftlicher Standort, der nicht nur Subsistenzwirtschaft betrieb, sondern auch Überschüsse auf dem Markt in Kongoussi verkaufen konnte. Jetzt, nach einer Phase der Unsicherheit, haben die Menschen begonnen, ihre Felder wieder zu bestellen.
Eine besonders erfreuliche Nachricht betrifft die Frauen von Kora, die sich in einer Mühlenkooperative zusammengeschlossen haben. Dank der Unterstützung des Förderkreises Burkina Faso e.V. wurde 2019 der Bau einer Getreidemühle finanziert, die den Frauen die mühsame Arbeit des Getreidemahlens ersparte. Nach der Flucht im letzten Jahr war ungewiss, ob die Mühle die Abwesenheit überstanden hatte. Umso größer war die Freude, als die Frauen die Mühle unversehrt vorfanden und sie erneut in Betrieb nehmen konnten.
Der Förderkreis Burkina Faso, unterstützt durch das Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit und zahlreiche Spender aus Ludwigsburg, hat zwischen 2017 und 2019 insgesamt neun Getreidemühlen in der Region finanziert. Diese Mühlen entlasten die Frauen von der harten körperlichen Arbeit und sichern die Versorgung der Bevölkerung. „Wir haben den Frauen jede Hilfe zugesagt, um die Infrastruktur wieder in Gang zu setzen, wenn es zu Beschädigungen gekommen ist,“ erklärt Konrad Seigfried, der Vorsitzende des Förderkreises. Neben den Mühlen hat der Förderkreis auch den Bau von 10 solarbetriebenen Brunnen und 80 Ecosan-Latrinen zur Düngererzeugung unterstützt. Diese Infrastrukturprojekte spielen eine entscheidende Rolle, um die Bevölkerung langfristig wieder in ihre Dörfer zurückzuführen.
„Nur wenn die Bevölkerung wieder in ihre Dörfer zurückkehren kann, wird sich die schwierige Versorgungslage in Kongoussi wieder verbessern. Sonst bleiben die Menschen auf Dauer von den Lebensmittelrationen der Vereinten Nationen abhängig. Das werden wir mit unseren Kräften unterstützen,“ fügt Seigfried hinzu.
Die seit 2006 bestehende Partnerschaft zwischen Kongoussi und Ludwigsburg wurde 2014 um eine Klimapartnerschaft erweitert. Der Förderkreis Burkina Faso, der seit 2008 aktiv ist, bündelt das zivilgesellschaftliche Engagement in Ludwigsburg und hat maßgeblich dazu beigetragen, Projekte wie den Bau der einzigen dualen Berufsschule in Kongoussi zu realisieren. Ende Oktober erwartet Ludwigsburg eine Delegation aus Kongoussi, die anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Klimapartnerschaft die Stadt besucht. Erstmals werden auch zwei Schüler der Berufsschule in Ludwigsburg erwartet, die an Workshops zur Solartechnik mit Auszubildenden der SWLB teilnehmen werden.
red