Bericht: UEFA sperrt offenbar Demiral für zwei Spiele – Türkei ohne Star-Verteidiger gegen Niederlande

Berlin – Die Türkei muss am Samstag im Viertelfinale gegen die Niederlande in Berlin wohl auf ihren Doppeltorschützen Merih Demiral verzichten. Wie die “Sport Bild” am Donnerstagabend berichtete, wurde der türkische Nationalspieler nach seiner umstrittenen Jubelgeste für zwei Spiele gesperrt. Diese Entscheidung bedeutet, dass der Verteidiger sowohl im EM-Viertelfinale als auch bei einem möglichen Halbfinale nicht auf dem Platz stehen wird.

Der Hintergrund: Der „Wolfsgruß“

Demiral hatte beim 2:1-Sieg der Türkei im Achtelfinale gegen Österreich beide Tore erzielt und dabei den sogenannten „Wolfsgruß“ gezeigt – ein Handzeichen, das der rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation „Graue Wölfe“ zugeordnet wird. (Wir berichteten) Diese Organisation steht in Deutschland seit Jahren unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Die Uefa leitete daraufhin eine Untersuchung wegen „mutmaßlich unangemessenen Verhaltens“ ein.

Keine Einsicht bei Demiral

Auf den Vorfall angesprochen, zeigte Demiral keine Reue. In den sozialen Medien hatte er ein Bild von seinem Jubel veröffentlicht und erklärte auf Nachfrage der BILD: „Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun. Ich habe Leute im Stadion gesehen, die auch diese Geste gemacht haben.“

Politische Botschaften sind tabu

Die Uefa hat während der EM strikte Regeln gegen politische Botschaften aufgestellt – sowohl auf dem Spielfeld als auch auf der Tribüne. Diese Regeln wurden im Fall von Demiral rigoros angewendet. Eine offizielle Bestätigung der Sperre von Seiten der Uefa steht noch aus.

Sportliche Auswirkungen für die Türkei

Die Sperre für Demiral ist ein schwerer Schlag für die türkische Nationalmannschaft. Der Abwehrspieler war in den bisherigen Spielen ein zentraler Akteur und seine Abwesenheit könnte die Chancen der Türkei im Viertelfinale und darüber hinaus erheblich beeinträchtigen.

Konsequente Linie der Uefa

Diese Entscheidung reiht sich in eine Serie konsequenter Maßnahmen der Uefa gegen unsportliches und politisches Verhalten ein. Ähnlich wie im Fall des albanischen Spielers Arlind Daku, der nach nationalistischen Gesängen für zwei Länderspiele gesperrt wurde, zeigt der Verband auch hier keine Nachsicht.

Weitere Sanktionen: Jude Bellingham

Auch der englische Nationalspieler Jude Bellingham wurde von der Uefa sanktioniert, allerdings mit einer Geldstrafe von mindestens 20.000 Euro. Bellingham hatte nach einem Torjubel eine obszöne Geste gemacht, indem er sich mit gespreizten Fingern in den Schritt fasste. Im Gegensatz zu Demiral wurde Bellingham nicht gesperrt, was für einige Diskussionen sorgt.

red

Bürokratie bremst Wahlrecht: Lange Wartezeiten bei Einbürgerung

Berlin – Deutsche Städte rechnen damit, dass Ausländer, die derzeit einen Antrag auf Einbürgerung stellen, nicht an der kommenden Bundestagswahl teilnehmen können. Das berichtet der Focus nach einer Anfrage an die neun Städte mit dem größten Migrationsanteil.

Demnach dauert der Einbürgerungsprozess oft deutlich länger als ein Jahr. So müssten Antragssteller in der hessischen Stadt Offenbach, in der mehr als 45 Prozent der Bevölkerung keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, mit 14 bis 24 Monaten rechnen, bis sie einen deutschen Pass erhalten. In Ludwigshafen (Ausländeranteil 31,5 Prozent) müssen Antragssteller gut anderthalb Jahre warten, in München (Ausländeranteil 33,4 Prozent) bis zu 18 Monate.

Hintergrund: Seit dem 27. Juni 2024 ist das neue Staatsangehörigkeitsrecht in Kraft. Ausländer können nun schon nach fünf, in einigen Fällen sogar nach drei Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Bislang waren mindestens acht Jahre Aufenthalt in Deutschland erforderlich. Die Reform hat zu einem Anstieg der Antragszahlen geführt. Bis Ende des Jahres rechnen viele Bundesländer mit einer Verdoppelung der Anträge.

red

EM-Spiel Türkei gegen Niederlande: Türkischer Präsident kommt nach Berlin

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will offenbar kurzfristig zum EM-Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande am Samstag in Berlin anreisen. Das berichten am Donnerstag mehrere Medien übereinstimmend.

Hintergrund ist demnach offenbar die Debatte um den “Wolfsgruß” durch den türkischen Nationalspieler Merih Demiral beim Achtelfinal-Sieg gegen Österreich. Unter anderem hatte Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) den Vorfall scharf kritisiert. Der “Wolfsgruß” wird der als rechtsextremistisch geltenden Bewegung der Grauen Wölfe zugeordnet.

Nach der Kritik aus Deutschland hatte die Türkei zuletzt den deutschen Botschafter in Ankara einbestellt, am Donnerstag reagierte das Auswärtige Amt mit der gleichen Maßnahme in Berlin. Die Einbestellung des türkischen Botschafters fand am Vormittag statt.

Die Details der Reise von Erdogan blieben zunächst unklar. Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, forderte die Bundesregierung allerdings auf, dem türkischen Präsidenten in Berlin keine große Bühne zu bieten. “Autokraten sollten zu Hause bleiben”, sagte er dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. Aber man könne den Besuch des Spiels wahrscheinlich nicht verhindern. “Deshalb erwarte ich von der Bundesregierung, dass sie Erdogan zumindest nicht den roten Teppich ausrollt und ihm keine große Bühne bietet.”

Toprak fügte hinzu: “Erdogan ist ein National-Islamist, der die Türken in Deutschland für seine Zwecke instrumentalisiert. Das sollten wir nicht zulassen.” Der Vorsitzende der Kurdische Gemeinde befürchtet, dass der Besuch “den türkischen Nationalismus in den Stadien und auf den Straßen noch einmal beflügeln wird”. Erdogan nutze das aus. “Er lebt von diesen Konflikten und lenkt damit von eigenen Problemen ab.”

red

Rund 1,9 Millionen Wohnungen in Deutschland stehen leer

Am Stichtag des 15. Mai 2022 offenbart eine verblüffende Statistik eine bemerkenswerte Wohnraum-Paradoxie: Rund 1,9 Millionen Wohnungen in Deutschland standen leer. Diese alarmierende Zahl, veröffentlicht von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder im Rahmen des Zensus 2022, entspricht einer beträchtlichen Leerstandsquote von 4,3 Prozent. Inmitten von Wohnraummangel und steigenden Mieten zeigt sich ein überraschendes Bild der ungenutzten Potenziale.

“Von allen leer stehenden Wohnungen stehen über die Hälfte seit mindestens einem Jahr leer”, sagte Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes (Destatis). “Etwas mehr als ein Drittel aller leer stehenden Wohnungen waren innerhalb der nächsten drei Monate zum Bezug verfügbar.” Das entspricht etwa 700.000 Wohnungen (38 Prozent aller leer stehenden Wohnungen).

Bei älteren Wohnungen mit Baujahr vor 1919 stehen zwei Drittel (66 Prozent) der leer stehenden Wohnungen seit mindestens einem Jahr leer. Unter den neuesten Wohnungen mit Baujahr nach 2015 sind es gut ein Drittel (34 Prozent). In Hamburg und Berlin steht etwa jede dritte (35 beziehungsweise 29 Prozent), in Sachsen-Anhalt und Thüringen jeweils fast zwei Drittel (64 beziehungsweise 68 Prozent) der leer stehenden Wohnungen zwölf oder mehr Monate leer.

Jede fünfte nicht bewohnte Wohnung (20 Prozent) steht weniger als drei Monate leer. Dabei unterscheidet sich der Anteil von “kurzem Leerstand” deutlich zwischen den Regionen: in Berlin sind es 41 Prozent, in Sachsen-Anhalt und Thüringen 13 Prozent.

Bundesweit waren von allen leer stehenden Wohnungen nur etwas mehr als ein Drittel (38 Prozent) innerhalb der nächsten drei Monate für einen Bezug verfügbar, unabhängig davon, wie lange die Wohnungen schon leer stehen, so die Statistiker weiter. In den Stadtstaaten Hamburg (52 Prozent), Bremen (54 Prozent) und Berlin (61 Prozent) ist dieser Anteil deutlich höher. Je älter eine leer stehende Wohnung ist, desto seltener ist sie sofort wieder vermietbar: Der Anteil der für den Bezug verfügbaren Wohnungen in den ältesten Gebäuden mit Baujahr vor 1919 ist mit 28 Prozent deutlich geringer als in den neuesten Gebäuden mit Baujahr ab 2016 (60 Prozent).

Für fast jede vierte leer stehende Wohnung (24 Prozent) waren Baumaßnahmen oder Sanierungen vorgesehen oder fanden zum Zeitpunkt der Erhebung statt. Baumaßnahmen werden unterschiedlich häufig als Grund für Leerstand genannt: in Bremen in 19 Prozent und in Thüringen in 27 Prozent der Fälle. Leerstände in Gebäuden von vor 1919 sind mit 30 Prozent stärker auf geplante Baumaßnahmen zurückzuführen als Leerstände in Gebäuden mit Baujahr 2010 bis 2015 mit 14 Prozent. Geplante Abrisse von leer stehenden Wohnungen machen bundesweit nur etwa vier Prozent aus, sieben Prozent in Hamburg und nur gut ein Prozent in Bremen.

red

EM-Ausschluss wegen Wolfsgruß: Kurdische Gemeinde fordert Konsequenzen für Nationalspieler Demiral

Berlin – Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, hat gefordert, den türkischen Fußballnationalspieler Merih Demiral von der Fußball-Europameisterschaft auszuschließen, nachdem er beim Spiel gegen Österreich den so genannten Wolfsgruß gezeigt hatte. “Wir fordern die Uefa auf, diesen Spieler von dem Turnier auszuschließen”, sagte er dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Donnerstagausgabe). “Denn es kann nicht sein, dass sie Millionen Euro für Werbekampagnen gegen Rassismus und Vielfalt im Sport ausgibt und gleichzeitig faschistische Zeichen duldet.”

Toprak forderte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auf, die Symbole der Grauen Wölfe und ihrer Partnerorganisationen zu verbieten. Eine Mehrheit des Bundestages habe dieses Verbot bereits vor vier Jahren angemahnt. “Die Grauen Wölfe sind die größte rechtsextremistische Organisation in Deutschland”, so Toprak.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, sagte dem RND, auf dem Fußballplatz gehe es um Respekt. “Dort sollten politische Symbole keinen Platz haben.” Allerdings sei ein Verbot des Wolfsgrußes falsch. “Auf dem Fußballplatz kann man das kontrollieren, aber auf der Straße ist das schwierig”, so Sofuoglu. “Da führt ein Verbot eher zum Gegenteil.”

red

Wehrpflicht für Frauen? Bundeswehr-Generalinspekteur fordert Gleichstellung

Berlin – Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, will für den Fall einer Wiedereinsetzung der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht auch Frauen einbeziehen. “Wir haben im Moment eine ausgesetzte Wehrpflicht, die laut Grundgesetz allein auf die männliche Bevölkerung zielt”, sagte er dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Donnerstagausgaben). “Hier sollte man Gleichberechtigung herstellen – aber dazu brauchen wir erst eine entsprechende politische und gesellschaftliche Diskussion.”

Eine Notwendigkeit dafür gebe es, so Breuer: “Die Verteidigung Deutschlands und des Bündnisses. Wir müssen kriegstüchtig sein.”

Breuer begrüßte in diesem Zusammenhang das von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kürzlich vorgestellte Modell eines mindestens sechsmonatigen neuen Wehrdienstes. “Militärisch betrachtet brauchen wir eine Aufwuchsfähigkeit, nicht zuletzt mit Blick auf die Planungen der Nato”, sagte er. “Außerdem sind wir die zentrale Drehscheibe für das Bündnis, de facto führen bei einem Aufmarsch unserer Alliierten alle Wege über Deutschland. Für das alles braucht die Bundeswehr Personal.”

Insgesamt liege der Bedarf bei über 400.000 Zeit- und Berufssoldaten sowie Reservisten. “Um diesen Bedarf zu decken, brauchen wir ungefähr 100.000 Reservisten zusätzlich. Diesen können wir durch das neue Modell zunächst decken”, sagte er. “Ganz ohne verpflichtende Anteile wird es dabei nicht gehen.”

red

SPD und CDU kritisieren Boom bei Online-Cannabis-Verschreibungen

Berlin – Der rasante Zuwachs von Cannabis-Verschreibungen via Privatrezept besorgt Bundestagsabgeordnete von SPD und Union. “Wir beobachten, dass es auf einmal Online-Plattformen gibt, auf denen man, wenn man genug Dinge wie Schlafstörungen, Depressionen angibt, sofort ein Rezept ausgestellt bekommt, ohne einmal einen Arzt persönlich gesehen zu haben”, sagte SPD-Innenpolitikerin Carmen Wegge dem Onlineportal des Senders ntv. “Das war nicht die Absicht des Gesetzgebers, um das sehr deutlich zu sagen.”

Mit der Legalisierung zum 1. April ist Cannabis aus der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung gestrichen worden. Ärzte können seither deutlich einfacher Medizinalcannabis verschreiben. Auch die Auflagen für Apotheken bei Dokumentation und Lagerung entsprechen nun den Vorgaben üblicher verschreibungspflichtiger Medikamente. Zahlreiche Onlineanbieter vermitteln seither gegen Gebühr Video-Gespräche mit Medizinern, die Cannabis auch bei weniger schwerwiegenden Erkrankungen und Beschwerden verschreiben. Das Geschäft soll rasant wachsen, wie ntv unter Berufung auf beteiligte Unternehmen berichtet.

Aus der Unionsfraktion im Bundestag kommt scharfe Kritik. “Das wäre ein Offenbarungseid der Ampelparteien, wenn sie auf diesem Weg eine kommerzielle Abgabe von Cannabis über die Hintertür ermöglicht haben”, sagte Tino Sorge (CDU), gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Es könne nicht sein, dass Kiffer sich über Selbstzahler-Rezepte mit Medizinalcannabis versorgen. “Das entspricht einer vorsätzlichen Täuschung der Öffentlichkeit, wenn die Ampelkoalition einen Graumarkt geschaffen hat und duldet, in dem der Cannabisbedarf durch Medizinalcannabis zur Behandlung angeblicher Krankheiten gedeckt wird.”

Das von Karl Lauterbach (SPD) geführte Bundesgesundheitsministerium teilte mit, dass Ärzte einer “missbräuchlichen Verwendung ihrer Verschreibung keinen Vorschub leisten” dürften. “Auch Apotheken sind gesetzlich verpflichtet, einem erkennbaren Arzneimittelmissbrauch in geeigneter Weise entgegenzutreten.” Das Ministerium habe “weder die Möglichkeit noch die Berechtigung, Angebote ärztlicher Personen im Einzelfall zu überwachen oder zu überprüfen”. Mögliche Verstöße aufzudecken, sei Aufgabe der Aufsichtsbehörden der Bundesländer.

red

Wie lange kann sich Biden noch halten? Druck auf Präsidenten wächst

Washington D.C: – Nach der Präsidentschaftsdebatte zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem Vorgänger Donald Trump in der vergangenen Woche steigt der Druck auf Biden, einen Rückzug von seiner Kandidatur für eine zweite Amtszeit zu erwägen.

Von den Abgeordneten der Demokraten im Kongress hat bislang nur Loyd Doggett aus Texas offen Biden zu einem Rückzug aufgefordert. Bedenken äußerten außerdem acht Abgeordnete seiner Partei, darunter der einflussreiche James Clyburn und die frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Zahlreiche weiter Abgeordnete wollen am Donnerstag gemeinsam Bidens Kandidatur in Frage stellen, hieß es.

Die Bevölkerung wolle eine Erklärung und müsse beruhigt werden, sagte Clyburn zu “The Hill”. “Und ich hoffe, dass wir das in den nächsten Tagen tun werden.” Pelosi bezeichnete es als eine “legitime Frage” zu fragen, ob es sich bei der Performance Bidens bei der Debatte um eine Episode oder einen Zustand gehandelt habe. “Wenn die Leute diese Frage stellen, ist sie völlig legitim – für beide Kandidaten”, sagte Pelosi zu MSNBC.

Wie die “Washington Post” schreibt, soll auch Ex-US-Präsident Barack Obama, dessen Stellvertreter Biden von 2008 bis 2016 war, Verbündeten privat mitgeteilt haben, dass der ohnehin schon schwierige Weg zur Wiederwahl nach Bidens wackeligen Debattenleistung am Donnerstag noch schwieriger geworden sei. Direkt nach der Debatte hatte sich Obama öffentlich noch optimistisch gezeigt. “Schlechte Debattenabende kommen vor. Glauben Sie mir, ich weiß das”, schrieb er auf X, vormals Twitter. Diese Wahl sei immer noch eine Wahl zwischen jemandem, der sein ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft habe, und jemandem, der sich nur um sich selbst kümmere. “Das hat sich gestern Abend nicht geändert, und deshalb steht im November so viel auf dem Spiel.”

Druck machen auch Umfragen im Nachgang der Debatte, welche Trump in Führung zeigen, teils konnte dieser seinen Vorsprung ausbauen. Lediglich in einer Umfrage sind beide Kandidaten gleichauf. Angesichts des disproportionalen Wahlsystems fehlen Biden den Umfragen zufolge bis zu zehn Prozentpunkte, um Trump zu schlagen.

Einen Bericht von CNN, wonach Biden gegenüber einem Vertrauten eingeräumt habe, dass die nächsten Tage über den Fortgang seiner Kampagne entscheiden, wies das Weiße Haus zurück. “Das ist absolut falsch”, sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre. Auch intern soll Biden den Rückzugsüberlegungen ausgeschlossen haben.

Derweil laufen Versuche der Schadensbegrenzung. Sprecherin Jean-Pierre verwies darauf, dass sich Biden in Gesprächen mit der Parteiführung und 20 Gouverneuren befinde. Zudem habe er mehrere Radio-Interviews gegeben, die am Donnerstag veröffentlicht werden sollen. Als offizielle Erklärung für Bidens Performance bei der Debatte nannte sie einen Jetlag und eine Erkältung, die sich der Präsident bei seinen internationalen Reisen zugezogen habe. Das sei eine Erklärung, keine Entschuldigung, so Jean-Pierre.

Sie verwies auf beliebte politische Maßnahmen des Präsidenten und darauf, dass Biden mit seinem Alter offen umgehe. Biden hatte bei einer Kundgebung am Freitag vor seinen Unterstützern gesagt, er wisse, dass er kein junger Mann mehr sei und nicht mehr so gut debattiere wie früher. “Aber ich weiß, wie man diesen Job macht. Ich weiß, was richtig und was falsch ist. Ich weiß, wie man die Wahrheit sagt”, so Biden. “Und ich weiß, so wie es Millionen von Amerikanern wissen, dass man wieder aufsteht, wenn man zu Boden gegangen ist.”

red

Studie: Reiche leben klimaschädlicher als Arme

Berlin – Menschen mit hohem Einkommen leben klimaschädlicher als Menschen mit niedrigem Einkommen, allerdings nicht in jedem Lebensbereich. Dies zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), über die die “Süddeutsche Zeitung” (Mittwochausgabe) berichtet. Das DIW hat untersucht, wie groß der Unterschied je nach Einkommen ist, wie er sich erklärt und wo politisch angesetzt werden könnte, um mehr Klimaschutz sozialverträglich umzusetzen.

Die zehn Prozent der Bürger mit den niedrigsten Einkommen verursachen demnach pro Kopf im Durchschnitt jährlich 5,6 Tonnen Treibhausgase, sogenannte CO2-Äquivalente. Die zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen sind für fast die doppelte Menge verantwortlich, 10,1 Tonnen. Menschen mit einem guten mittleren Einkommen liegen bei 7,1 Tonnen.

Im Bereich Wohnen ist dies jedoch anders. Die einkommensreichsten zehn Prozent stoßen trotz ihrer meist größeren Wohnungen oder Häuser für Heizung, Warmwasser und Strom 2,7 Tonnen CO2-Äquivalente aus, weniger als die ärmsten Haushalte mit 3,1 Tonnen. Auch bei Essen und Getränken stehen die Spitzenverdiener mit 1,6 Tonnen etwas günstiger da als die Haushalte mit den niedrigsten Einkommen.

Bei der Mobilität, also bei Auto- und Zugfahren sowie Flugreisen, tun sich dagegen gewaltige Unterschiede auf. Hier verursacht das ärmste Zehntel 0,8 Tonnen im Jahr, das reichste Zehntel mehr als das Siebenfache, 5,8 Tonnen. Ursache dafür ist laut DIW, dass Spitzenverdiener viel mehr Flugreisen unternehmen, insbesondere Transatlantikflüge führen zu einem sehr großen CO2-Fußabdruck.

Die Autorinnen der Studie, Sandra Bohmann und Merve Kücük, schlagen mehrere Maßnahmen vor, um den Klimaschutz voranzutreiben. Etwa ein Verbot von Inlandsflügen über Strecken, die in maximal zweieinhalb Stunden mit der Bahn erreichbar seien, so wie in Frankreich. Gebäude mit dem höchsten Energieverbrauch sollten vordringlich gedämmt, die Schritte sozial ausgeglichen werden.

Hier sieht Bohmann eine problematische Entwicklung. “Menschen mit höherem Einkommen werden als erste auf neue Heizungen oder Elektroautos umsteigen können und damit auch weniger durch die höheren Preise belastet”, sagte Bohmann der Zeitung. Menschen dagegen, die dies nicht finanzieren könnten oder es nicht in der Hand haben, etwa weil der Vermieter entscheidet, ob es eine neue Heizung gibt, würden stärker belastet, sagte Bohmann. “Deshalb benötigen wir Maßnahmen, die über das Klimageld hinausgehen, um diese Gruppen gezielt zu entlasten.”

red

TU Dresden: Kleinbusse im Globalen Süden effizienter als westliche Buslinien

Dresden – Der oft “informell” organisierte Busverkehr in Ländern des Globalen Südens mit ad-hoc fahrenden Kleinbussen ist laut einer neuen Studie teilweise effizienter als der ÖPNV in westlichen Ländern wie Deutschland, wo es meist zentralisierte Dienste mit festen Routen und Fahrplänen gibt.

Forscher der TU Dresden hatten für ihre kürzlich in “Nature Communications” veröffentlichte Erhebung mit Hilfe von GPS-Daten mehr als 7.000 formelle und informelle Buslinien in 36 Städten untersucht, verteilt auf 22 Länder.

Die gefundenen Erkenntnisse stellten die globale Wahrnehmung des informellen Verkehrs als “minderwertige Alternativ” zu zentral organisierten Diensten infrage, schreiben die Forscher. Auch dort bildeten sich mehr oder weniger feste Routen, Linien oder Fahrtkorridore heraus. Die typischen Linien seien dabei im zentralen Bereich der Routen eher geradlinig, an den Enden würden mehr Umwege gefahren, um größere Flächen erschließen zu können – ähnlich wie bei zentral organisierten Verkehren und unabhängig von der unterschiedlichen Geografie der Städte.

“Informelle Verkehre weisen insgesamt aber weniger Umwege und einheitlichere Routen auf als zentral geplante Buslinien”, sagte Kush Mohan Mittal, Mobilitätsforscher an der TU Dresden. Sie seien damit effizienter, und dabei auch ohne die im Globalen Norden üblichen umfangreichen Subventionen rentabel.

Auch wenn Aspekte wie Lohnniveau, Sicherheit der Fahrzeuge oder Planbarkeit und Verlässlichkeit nicht in die Analyse einbezogen werden konnten, zeigten die Erkenntnisse der Studie bereits jetzt, dass heute bestehende informelle Systeme nicht einfach durch formelle, zentral geplante Routen ersetzt werden sollten. Stattdessen könne die effiziente Selbstorganisation genutzt und die Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit der informellen Angebote erhöht werden, um die Angebote zu verbessern, so die Dresdner Forscher.

Insbesondere in den Ländern des Globalen Südens decken informelle Transportsysteme oft Gebiete ab, in denen öffentlich organisierter Transport keine Linien anbietet oder dieser für einen großen Teil der Nutzer nicht erschwinglich ist. Teilweise werden solche Angebote durch zivile Interessenverbände (NGOs) organisiert, oft aber durch private, wirtschaftlich motivierte Akteure. Der Betrieb vor Ort wirkt in vielen Fällen chaotisch, die Kosten sind dafür oft sehr gering.

red