Bericht: Email-Konten von Habeck und Baerbock auch von Cyberangriff betroffen

Die Cyberangriffe auf IT-Systeme der Grünen haben eine größere Dimension als bislang bekannt. Es gelang den Angreifern, auf eine zweistellige Zahl von Mailadressen der Grünen zuzugreifen und eingehende E-Mails mitzulesen, berichtet der “Spiegel” unter Berufung auf eine Parteisprecherin. Neben den Konten der beiden aktuellen Grünen-Chefs Omid Nouripour und Ricarda Lang waren auch die Partei-Mailadressen der beiden Ex-Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock betroffen.

Bei den Ermittlungen zu den Hintergründen der Cyberattacke führen laut “Spiegel” zudem erste Spuren Richtung Russland. Sowohl das gezielte Vorgehen der Angreifer als auch technische Details lassen die Sicherheitsbehörden zur Einschätzung kommen, dass die Hacker einen russischen Hintergrund haben könnten. Auch der Zeitpunkt und das Ziel der ausgefeilten Attacke wiesen auf einen Versuch Moskaus hin, Interna aus der Partei zu erlangen.

Eindeutige Belege dafür, dass Russland für den Angriff verantwortlich ist, liegen jedoch bislang offenbar nicht vor. Die Behörden und die Bundesregierung nehmen den Vorfall sehr ernst. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wegen des Ausspähens von Daten und der Datenveränderung.

Neben dem Landeskriminalamt ist auch das Bundeskriminalamt in die Ermittlungen eingebunden. Dem Magazin zufolge gingen die Angreifer planvoll und professionell vor. Unter anderem richteten sie ihre Aktivitäten gegen die interne IT-Abteilung, die auch das Mailsystem der Partei betreibt.

Dort gelang es den Hackern offenbar, sich Zugang zu einem Administratoren-Konto zu verschaffen und hierüber bei mehreren Accounts eine Weiterleitung für alle eingehenden Mails zu aktivieren. Laut “Spiegel” flossen Kopien der E-Mails daraufhin an einen Server in Moldau. Wegen des erheblichen russischen Einflusses in Teilen des Landes werten Sicherheitsbehörden dies als ein mögliches Indiz für eine Operation im Auftrag Moskaus.

Die Grünen haben wegen des Vorfalls bereits am 30. Mai in Strafanzeige gestellt. Einer Partei-Sprecherin zufolge bestanden zu diesem Zeitpunkt mindestens 14 aktive Weiterleitungen. Nach bisherigem Stand seien sämtliche eingehenden E-Mails an die betroffenen Grünen-Politiker im Zeitraum vom 16. bis zum 30. Mai automatisiert an Unbefugte abgeflossen.

“Der Vorgang wird von uns sehr ernst genommen und intensiv unter Beteiligung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und externer IT-Forensiker aufgearbeitet”, zitiert das Magazin aus einer E-Mail der Grünen-Bundesgeschäftsstelle an Betroffene. “Es ist uns bisher nicht bekannt, dass die erlangte E-Mailkommunikation veröffentlicht wurde. Dies können wir mit Blick auf die Zukunft bedauerlicherweise nicht ausschließen.”

red / dts

Merkel: Gespräch mit Putin zu Europas Sicherheitsordnung misslungen

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach eigenen Worten im vorigen Jahr noch versucht, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine europäische Sicherheitsordnung zu sprechen und sieht den Grund für das Scheitern auch in den damaligen Umbruchphasen des Westens. Das sagte Merkel dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Samstagausgaben). “Einerseits war Putin nicht mehr zu einem Gipfeltreffen im Normandie-Format bereit. Andererseits gelang es mir auch nicht, neben dem Normandie-Format ein zusätzliches europäisch-russisches Gesprächsformat über eine europäische Sicherheitsordnung zu schaffen”, so die Ex-Kanzlerin. Sie schloss nicht aus, zu einem späteren Zeitpunkt in dem Konflikt vermitteln zu können. Auf die Frage, ob sie dafür zur Verfügung stünde, antwortete sie: “Diese Frage stellt sich derzeit nicht.”

Dazu, ob Putin mit seinem Überfall auf die Ukraine gewartet habe, bis sie nicht mehr im Amt sei, sagte Merkel: “Mein Ausscheiden kann ein Beitrag gewesen sein wie zum Beispiel auch die Wahl in Frankreich, der Abzug der Truppen aus Afghanistan und das Stocken der Umsetzung des Minsker Abkommens.” Sie räumte eigene Machtlosigkeit zum Ende ihrer Amtszeit ein: “Es war ja klar, dass ich nicht mehr lange im Amt sein würde, und so muss ich einfach feststellen, dass verschiedene Versuche im vorigen Jahr nichts mehr bewirkt haben.” Der Kalte Krieg sei mit Blick auf Europas Sicherheitsordnung nicht überwunden.

Man müsse Putin ernst nehmen, mahnte sie. Sein brutaler Überfall sei eine Zäsur in der europäischen Nachkriegsgeschichte, die noch über viele Jahre ihre Auswirkungen haben werde. Sie stützte den Kurs ihres Nachfolgers Olaf Scholz (SPD).

“Deshalb finde ich es richtig, wie der Westen sich für die Existenz der Ukraine einsetzt, ohne Teil der direkten militärischen Auseinandersetzung zu werden.”

red / dts

EU-Kommission empfiehlt Kandidatenstatus für Ukraine und Moldawien

Die EU-Kommission empfiehlt, der Ukraine und Moldawien offiziell den Status als Beitrittskandidat zu verleihen. Das teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag in Brüssel mit. Die Ukraine habe schon vor dem Krieg wichtige Schritte unternommen, eine voll funktionsfähige Marktwirtschaft zu werden.

Auch in Sachen Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung sei in der Ukraine bereits “viel erreicht” worden, so von der Leyen. Bei Moldawien gehe die Bewertung der EU-Kommission “etwa in die gleiche Richtung”. Keinen Beitrittkandidatenstatus bekommt aber vorerst Georgien.

Dieses Land habe “die gleichen Wünsche und das gleiche Potential” wie die Ukraine und Moldawien, so von der Leyen. Ein Kandidatenstatus solle aber später geprüft werden.

red / dts

Britische Regierung erlaubt Auslieferung von Julian Assange an USA

Die britische Regierung hat grünes Licht für eine Auslieferung von Wikileaks-Gründer Julia Assange an die USA gegeben. Innenministerin Priti Patel stellte die entsprechende Erlaubnis aus, wie am Freitag in London mitgeteilt wurde. Assange hat nach Angaben des Innenministeriums aber erneut 14 Tage Zeit, um gegen die Entscheidung Berufung einzulegen.

In den USA wird seit über 10 Jahren gegen Assange ermittelt wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen. Seit über drei Jahren sitzt Assange in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis, nachdem er zuvor sieben Jahre in der Botschaft von Ecuador in London ausgeharrt hatte. 2010 hatte Wikileaks interne Dokumente von US-Streitkräften und -Behörden veröffentlicht, die Folter, mutmaßliche Kriegsverbrechen und Korruption offenlegten.

red / dts

Sozialverband VdK will gegen Energiepreispauschale klagen

Der Sozialverband VdK hat juristische Schritte gegen den staatlichen Energiebonus angekündigt und will mit einer Klage bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben), ihr Verband halte es “für nicht hinnehmbar, dass so viele Menschen, die es dringend bräuchten, keine Energiepreispauschale bekommen”. Dies verstoße gegen den Gleichheitsgrundsatz.

“Deshalb will der Sozialverband VdK auch dagegen durch alle Instanzen klagen und notfalls bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen”, sagte Bentele. Gerade arme Rentner, aber auch pflegende Angehörige sowie Menschen, die Kranken- oder Elterngeld bekämen, gingen bei der Energiepauschale leer aus, kritisierte die VdK-Präsidentin. “Wir brauchen angesichts der Preissteigerungen eine dauerhafte Entlastung aller Menschen mit kleinen oder ohne Einkommen”, sagte sie, die bislang beschlossenen, einmaligen Maßnahmen reichten nicht.

Der Bundesverband der Freien Berufe forderte für Selbstständige Nachbesserungen beim Energiebonus. “Während die Kompensation für Verbraucher und Arbeitnehmer durch Direkthilfen zu Recht sofort wirksam wird, werden Selbstständige auf die Wartebank geschoben”, sagte Verbandshauptgeschäftsführer Peter Klotzki den Funke-Zeitungen. Kompensationen für Kosten erst auf dem Weg der Steuererklärung zu leisten, führe “nicht zur direkt notwendigen Entlastung” und sei keine Ermutigung zur Selbstständigkeit, kritisierte Klotzki.

“Hier sollte die Politik nachsteuern”, sagte er.

red / dts

Kanzler Scholz unterstützt EU-Beitrittsstatus für Ukraine und Moldau

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich für einen Beitrittsstatus der Ukraine und von Moldau zur Europäischen Union ausgesprochen. “Deutschland ist für eine positive Entscheidung zugunsten der Ukraine. Das gilt auch für die Republik Moldau”, sagte er am Donnerstag bei seinem Besuch in Kiew.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron pflichtete ihm bei. Auch Rumänien unterstütze den Status, so Macron. Italiens Präsident Mario Draghi sprach sich ebenfalls dafür aus.

“Die Ukraine gehört zur europäischen Familie”, so Kanzler Scholz. Vergangenen Samstag hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt eine baldige Bewertung des Beitrittsgesuchs der Ukraine angekündigt. Diese solle Ende dieser Woche stattfinden.

“Der Weg ist klar, es ist ein Weg der nach vorn weist”, hatte sie gesagt. “Ich schätze die enormen Anstrengungen und die Entschlossenheit der Ukraine in diesem Verfahren”, so die CDU-Politikerin.

red

Scholz, Macron und Draghi in Kiew eingetroffen – Luftalarm während Besuch

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist bei seiner Ankunft in der ukrainischen Hauptstadt am Donnerstag von Luftalarm empfangen worden. Ortsansässige berichteten von heulenden Sirenen in Kiew. Die weiteren Hintergründe des Alarms waren zunächst unklar.

Scholz reist zusammen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Premier Mario Draghi und wird sich vermutlich nur wenige Stunden dort aufhalten. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko zeigte sich unterdessen hoch erfreut über die Ankunft des Trios. “Ich bin als Bürgermeister glücklich und stolz, dass der deutsche Bundeskanzler zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten und dem italienischen Regierungschef unsere Stadt besucht”, sagte er der “Bild”.

“Das ist ein Zeichen großer Unterstützung in einer Zeit, in der es immer noch ein Risiko ist, Kiew zu besuchen, denn es können weiter jederzeit Raketen einschlagen.” Klitschko sagte der Zeitung, der Besuch habe “vor allem große Symbolbedeutung” und zeige die Unterstützung für die Ukraine in Zeiten des Krieges. “Stabilität in Europa kann es nur dann geben, wenn Putin diesen grausamen Krieg gegen unser Land endlich beendet.”

Um einen möglichen Besuch von Scholz in der Ukraine hatte es wochenlang Diskussionen gegeben. Mitte April sorgte die Absage einer Ukraine-Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Aufregung. Zu den Hintergründen dieser Absage gab es verschiedene Versionen, Berlin zeigte sich teilweise brüskiert.

red / dts

Erst acht Prozent der Ukraine-Flüchtlinge mit Aufenthaltsgenehmigung

Erst acht Prozent aller in Deutschland registrierten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben Anfang Juni über eine Aufenthaltsgenehmigung verfügt – das waren 65.196 von knapp 819.000 Personen. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Clara Bünger hervor, über die die “Neue Osnabrücker Zeitung” (Donnerstagausgabe) berichtet. Als Grund nannte die Abgeordnete die aufwendigen bürokratischen Prozeduren wie die Registrierung und Aufenthaltserteilung.

So dauere es mehrere Wochen, bis die Bundesdruckerei eine elektronische Aufenthaltserlaubnis erstelle. Auch die erkennungsdienstliche Behandlung der Geflüchteten benötige viel Zeit. Gut 30 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine verfügen über eine sogenannte Fiktionsbescheinigung, eine Art vorläufige Aufenthaltsbescheinigung.

Knapp ein weiteres Drittel hat einen Antrag gestellt, was aber noch nicht offiziell bescheinigt wurde. Hinzu kommen weitere gut 30 Prozent, die (bislang) keine staatlichen Leistungen und keinen Aufenthaltstitel beantragt haben. Geflüchtete aus der Ukraine können visumfrei in die EU einreisen und sich auch ohne Antrag zumindest bis Ende August legal in Deutschland aufhalten.

Die fluchtpolitische Sprecherin der Linken, Clara Bünger, kritisierte die viel zu langsame Bearbeitung: “Deutschland erweist sich mal wieder als ein Hort der Bürokratie, zulasten der Geflüchteten.” Dies sei ein Problem für die Integration: “Das erschwert die Partizipation der Betroffenen, denn nur Menschen mit diesen Papieren können sich an die Jobcenter wenden und Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten.” Die Zahlen des Innenministeriums zeigen den Stand vom 1. Juni.

Zu diesem Zeitpunkt waren rund 819.000 ukrainische Flüchtlinge in Deutschland registriert. Inzwischen ist die Zahl laut Bundesinnenministerium auf 850.000 gestiegen.

red / dts

Bundeskanzler Scholz soll auf dem Weg in die Ukraine sein

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist laut eines Medienberichts dem Weg nach Kiew. Das ZDF meldete am Mittwochabend unter Berufung auf eine “sichere Quelle”, Scholz werde gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Premier Mario Draghi am Donnerstag in der ukrainischen Hauptstadt eintreffen. Um einen möglichen Besuch von Scholz in der Ukraine hatte es wochenlang Diskussionen gegeben.

Mitte April sorgte die Absage einer Ukraine-Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Aufregung. Zu den Hintergründen dieser Absage gab es verschiedene Versionen.

red

Karlsruhe erklärt Merkels Thüringen-Äußerung für unzulässig

Die umstrittenen Äußerungen der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Ministerpräsidentenwahl in Thüringen 2020 waren unzulässig. Das entschied das Bundesverfassungsgericht am Mittwoch. Merkel habe als Regierungsmitglied “die Integrität des freien und offenen Prozesses der Willensbildung vom Volk zu den Staatsorganen” verletzt, sagte die vorsitzende Richterin Doris König zur Begründung.

Die AfD hatte gegen die Bundeskanzlerin geklagt, weil Merkel nach Ansicht der Partei durch ihre Stellungnahme gegen die Pflicht zur Neutralität im politischen Meinungskampf verstoßen habe und damit das Recht auf Chancengleichheit verletzt worden sei. Merkel hatte die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten verurteilt und während eines Staatsbesuches in Südafrika verlangt, dass “das Ergebnis rückgängig gemacht werden muss”. Kemmerich war durch eine Mehrheit aus CDU- und AfD-Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählt worden.

Die gemeinsame Abstimmung mit der AfD wurde innerhalb der CDU als Tabubruch gesehen. Kemmerich trat kurze Zeit nach der Wahl zurück. Seitdem regiert in Thüringen eine Minderheitsregierung aus Linken, SPD und Grünen.

red / dts