Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Kino mit dem Thema „Organspende“
Die Diagnose: Hirntod. Schnellstmöglich müssen oft die Angehörigen eine Entscheidung treffen: Organspende – ja oder nein? Deshalb ist es wichtig, selbst zu Lebzeiten darüber zu entscheiden, um den Angehörigen diese schwierige emotionale Entscheidung abzunehmen. Durch die Änderungen des Transplantationsgesetzes am 1. April und die Diskussion um die Widerspruchslösung ist das Thema „Organspende“ wieder hochaktuell. Aufgrund dessen hat kürzlich das Gesundheitsdezernat des Landratsamts Ludwigsburg mit dem Patientenverband Lebertransplantierte Deutschland e.V. und dem Central Kino Ludwigsburg eine andere Form des Schulunterrichts kostenlos angeboten.
Schülerinnen und Schüler der Freiberger Oscar-Paret-Schule, des Ludwigsburger Friedrich-Schiller-Gymnasiums und der Sachsenheimer Eichwald-Realschule schauten sich den Spielfilm „Die Lebenden reparieren“ an. Empfängerinnen und Empfänger eines Spenderorgans feierten ihren Organ-Geburtstag und vertieften bei der anschließenden Gesprächsrunde die Themen Organspende und -transplantation.
Im Film „Die Lebenden reparieren“ der französischen Regisseurin Katell Quillévéré ist der 17-jährige Simon nach einem tragischen Unfall hirntot. Seine Eltern müssen nun plötzlich eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen treffen, die sie an ihre Grenzen stoßen lässt. Sie müssen entscheiden, ob Simon bereit gewesen wäre, seine Organe zu spenden. Gleichzeitig wird auch die Geschichte einer zweifachen Mutter erzählt, die ohne Spenderherz keine Überlebenschance hat. „Der Film war sehr bewegend“, wie eine Schülerin beschreibt.
Anschließend erzählten fünf Empfänger von Spenderorganen – die Lebertransplantierten Jutta Riemer, Josef Theiss, Heinz Suhling und Günter Wanner sowie die Herztransplantierte Kerstin Reichert – ihre Geschichten und informierten zusammen mit Dr. Uschi Traub, Leiterin der Gesundheitsförderung beim Landratsamt, über die neuen gesetzlichen Regelungen in Deutschland. Hier wurden beispielsweise Fragen geklärt wie „Kann man für eine Organspende zu alt sein?“ – dies ist nicht der Fall. Jeder Mensch, egal, welches Alter, kann Organe spenden. Die Schüler hatten auch persönliche Fragen wie „Haben Sie sich schon vor der Erkrankung mit dem Thema Organspende beschäftigt?“ oder „Wie fühlen Sie sich mit einem fremden Organ?“ gestellt. Jutta Riemer empfindet ihre Leber als Geschenk, für Kerstin Reichert war das Leben ohne Kunstherz eine große Erleichterung. Josef Theiss hatte lange vor seiner Transplantation einen Spenderausweis. Zusammen wurden 65 Jahre Organ-Geburtstag gefeiert. Die Organisatoren haben die Schülerinnen und Schüler angeregt, das Thema Organspende auch in ihre Familien zu tragen.
Bei Fragen zum Thema Organspende können sich Interessierte gerne wenden an: Dr. Uschi Traub: 07141 144-2020, gesundheitsfoerderung@landkreis-ludwigsburg.de
Hintergrundinformationen:
Eine Gesetzesänderung des Transplantationsgesetzes ist am 1. April 2019 in Kraft getreten. Dieses beinhaltet, dass Transplantationsbeauftragte mehr Zeit und Befugnisse haben und Krankenhäuser mehr Geld für die Organtransplantation erhalten. Diese Änderungen haben das Ziel, die Zahl der Organspenden zu erhöhen und damit mehr Menschenleben zu retten. Außerdem haben nun die Organempfänger die Möglichkeit, einen anonymen Brief an die Angehörigen des Spenders zu schreiben, in welchem sie ihren Dank ausdrücken können.
Im Jahr 2018 spendeten bundesweit 955 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe. Damit ist die Zahl der Organspender pro Millionen Einwohner von 9,7 in 2017 auf 11,4 in 2018 angestiegen. 3.959 Organe wurden 2018 transplantiert (mit Lebendspenden).
Im Jahr 2018 basierten 46 Prozent der Zustimmungen zur Organspende auf dem vermuteten Willen des Spenders, 25 Prozent auf dem mündlichen Willen und nur 18 Prozent auf dem schriftlichen Willen. Jeden Tag werden 11 Transplantationen durchgeführt, aber es sterben immer noch täglich drei Menschen, die auf der Warteliste stehen. Das Risiko, dass jemand eine Organspende benötigen wird, ist drei Mal größer als die Chance, Organspender nach dem Tod zu sein (1:7.500 beziehungsweise 1:20.000). Entgegen der Wahrnehmung vieler ist die häufigste Todesursache derer, die zur Organspenderin/ zum Organspender werden, die Hirnblutung mit 54 Prozent. Unfälle sind nur in 13 Prozent der Fälle die Todesursache.